Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
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ſamt knopf und wetterhahn herunter gewor­fen, iedoch bald wieder aufgeſetzet und ein bes ſonderer bericht eingeleget worden, ſ. 172.) Das groͤſſeſte ungluͤk aber iſt geſchehen A. 1658, den 20 Mai, ſo damahls der Him­melfahrts tag geweſen, da unter der lezten Predigt, die M. George Müller gehalten, ein groſſes theil von der mauer dieſes thurms herunter in die Kirche geftürzet, und mit dach, balken und ſparren, ſehr viele zuhöͤrer in ihren ſtůlen, und mitten in ihrer andacht uͤberfallen, dergeſtalt, daß 22 perſonen al­ſobald von dem ſchlage tod geblieben, und unter der laſt erſtikken muͤſſen, oder den fol genden tag an den wunden mit tode abge­gangen fein, bei 30 perſonen aber berwun­det, und aus dem ſteinhaufen herausgear­beitet worden. Unter den erſchlagenen ſein geweſen, 11 perſonen S. Marien Pfarrlin­der, und 11 S. Niklas Pfarrkinder; 1 männlichen und 11m weiblichen geſchlechts; 8 Ehemaͤn'ner, 8 Eheweiber; 3 Junggeſellen, 3 Jungfern. So hat ſie Gott eingethei­(let. Dieſe traurige begebenheit hat die Herren Prediger insgeſamt veranlaſſet die gemuͤhter der Einwohner durch nachdruͤl­liche predigten zum nachdenken zuerwelken. Von denſelben iſt Laur. Schulz ens Trauer­und Thraͤnenpredigt über den Thurmfall bes kannt, welche zu Helmſtaͤt gedrukket wor­den, woſelbſt auch Mart. Falkens Thre­nodia ſuper miſerrima duplici ruina turris & aedis Marianas 1658, ꝗto heraus gekom­men: ingleichen Chriſtoph Schulzens Merks Gardelegen oder Gardelegiſches Denkmahl des zu zweien unterſchiedlichen mahlen ſo ſonderbar gezeichneten Himmel­fahrtstages, und des daran übel und un­gluͤllich zu ende gelaufenen Gottesdienſtes. Euͤneb. 1682, 4to. Ich kann aber nicht) voruͤber hierbei zugleich einer Predigt des geiſtreichen und beredten mannes, Benja­min Gerlachs, geweſenen Pfarrers und In­ſpectoris zur H. Dreifaltigkeit or Schwei­nitz zugedenken, welche er hetittlet: Des Herrn Urtheil uber die vom Thurm zu Siloe erſchlagenen Luc. 13, v. 4, 5, und bei gelegenheit eines gleichmaͤßigen Trauer­falls, fo ſich 9 jahr hernach A. 1667, den 16 Jul. begeben: indem das wetter in den Pul­verthurm nahe bei dem Strigerthore zur Schweinitz geſchläagen, und 3 von den naͤ­heſten hauͤſern bis in den grund ruiniret und 10 perſonen darin erſchlagen, 2 betagte wit­wen, 2 gleichfalls betagte Bürger und Wit­wer, 4 Jungfrauen, eine Ehefrau und die­

15 gunfter Theil, J. Buch. IV. Kap. Von der Stat Gardelegen. 16

fer einziges ſoͤhnlein von jahr und 19 mo, chen, welche hernach den 18 Jul. in ein grab eingeſenket worden. Hierbei nun hat Hr. Gerlach in einer ſehr gröffen berſamlung von Menſchen, fo von etlichen meilen hinge, kommen, eine wohlgeſezte und ſehr bewegh, che Leichpredigt gehalten, welche ſich zu ge­genwaͤrtiger Gardelegiſchen begebenheit ſchr wohl ſchikket..(. Fünf wochen hernach, den 25 Jun. zu mittage iſt um 12 uhr bei hellen und ſtillen wetter die ganze ſpitze eingefallen, die ſich über die Kirche in der laͤnge hergeleget, und

das ganze dach ſamt den meiſten gewoͤlbern

und ſtuͤhlen in der Kirche eingeſchlagen, und hat Hr. Schulze hiebei angemerket, daß di urſache dieſes entſezlichen falles ſchon 9 fahr vorher entſtanden, indem A. 1639, den 19 Febr. zwiſchen 5 und 6 uhr ein ſtarker wind dieſen thurm gefaſſet, fuͤr ſich aufgehoben und wieder niedergeſetzet, die ſpitze aber ſehr gekruͤmmet, mithin von dem dache drei ſpar­ren neben drei hrettern und ſchiefer herunter geworfen, ſo aber alſobald wieder ergaͤnzet worden, er erzehlet auch weiter, daß 1565 den 4 Jun. nachmittag zwiſchen 2 und 3 uhr ein heftiger donnerſchlag ohne bermerk­tes blitzen gegen der mauer unter dieſen thurm geſchehen, daß um die galmloͤcher ein dampf aufgezogen und auf dem Kirchhofe ein ſchwefelicher geruch entſtanden. E waͤ­re auch eben der Kuͤſter Albert mit ſeinem knaben aufin thurm geweſen, und hätte den ſeiger aufgezogen, den aber der ſchlag gleich­fals getroffen, dergeſtalt daß er ihm zur rech­ten ſeite durch die hoſen und ſchuhe an den beinen hinab geſchlagen und ſolche aufgeſchlit jet, als waͤre es mit einem meſſer aufge­ſchnitten worden, woruͤher er als halb tod niedergefallen, der knabe aber haͤtte keinen ſchaden genommen, und ſich unten um hil­fe umgethan, worauf man den bleßirten her­unter getragen, und bei geſchehener beſich­tigung keinen ſchaden an ihm befunden, nur daß an dem beine als eine rohte linie na dem groſſen zeh wäre hinunter gegangen, welcher ziemlich waͤre verletzt geweſen, und geſchmerzet haͤtte. Das oberleder an dem ſchuhe aber ware ganz zerriſſen geweſen, und hätte lappenweiſe herunter gehangen, wel chen ſchuh Markgraf Johann Georgens, da­mahls Churprinzen, gemahlin nach Lezlingen hinaus holen laſſen, und beſehen hat. Oben im thurm hätte dieſer ſchlag auch einen ſtan­der verletzet, ſo den ſeiger in der ſeigerkam mer gehalten: ingleichen einen 2

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