Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
19
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19 Fünfter Theil, J. Buch. IV: Kap. Von der Stat Gardelegen.

Der Thurm iſt mit kupfer gedekket, und an der ſpitze mit einem verguͤldeten knöpfe und einer verguldeten fahne gezieret, worin des H. Niklas als Patroni bild zuerſe­hen, welche auch beiderſeits 1657 vers neuert worden. Die hoͤhe des mauerwerks iſt 98 fuß, und die ganze höhe bis an den (knopf ungefehr 166 fuß. M. 1480 iſt die thurmſpitze abends um 6 uhr vom blitz ange­zündet und vom knof 5 bis 6 mann lang ber: unter gebrannt: dergleichen auch geſchehen 1531, 17 Jun. ebenfalls vom gewitter, da die ſpitze his 3o fuß herunter gebrannt, alle glokken, zerſchmolzen, die orgel verbrannt, und ſonſt an der Kirche ſchade geſchehen: welches jedoch alles wieder hergeſtellet worden; und ‚fein im thurm auſſer der Schlageuhr ietzo die Groſſe glokke, die Sonntags glokke, Apoſtel glokke, Schelle und Schulglokke befindlich. Bei dieſer Kirche iſt auch eine oͤffentliche Bibliothek, welche 581 der mehrgedachte wol­verdiente Bierſtaͤt geſtiftet, u. zwar anfangs in S. Marien, und haben verſchiedene wohl­habende Einwohner ſolches loͤbliche unterneh­men befoͤrdert. Bald hat der Archidiaco­nus in S. Niklas, Tilem. Coſterus, ein glei­ches hei S. Niklas angefangen. Endlich ſein beide zuſammen, und wegen des bequemen platzes in S. Niklas gebracht worden. Sie beſtehet aus allerhand brauchbaren buͤchern, ſonderlich aus den Patribus Commentato­ribus, Bibl. Geſchicht⸗ und Streitſchriften. Noch eine wird unten bei der Schule vor­kommen. VII. Naͤhſt bisher gemeldeten zweien Kir­chen iſt noch die dritte bei dem groſſen Ho­ſpital, die auch daher die Hoſpital Kirche genannt und von Churfuͤrſt Friedrich ll und Biſchof Albrecht von Halberſtat unter dem namen H. Geiſt Kapelle beſtaͤtiget wird: worinnen alle viertel jahr den armen zum beſten einmahl geprediget und die Commu­nion gehalten wird. Sie iſt zu anfange des lezt verfloſſenen Jahrhunderts geſtiftet worden, und hat die Kanzel nebſt dem Al­tar ein Chriſtlicher mann und Buͤrger zu Gardelegen Niklas Falke hierein verehret: deſſen auch und feiner Ehefrauen hildnuͤß dar­an gemahlet ſein, und unter denſelben: Niclas Falke in ſui& ſuorum memoriam F. F. Anno 1603. Anno 1602 den 5 Sept. ift die E. und T. Gerdrud Bornemans N. F. E. H. im Herrn Chriſto entſchlafen ihres alters 2 jahr. S. unten. Die vierte Kirche iſt bei dem Armen hauſe S. Georgen, und A. 1595 von Hen­

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rich Lorenzen Burgermeiſter allhier und e ner Chefrauen, Katharinen Jakobs, ei gebauet worden, in welcher gleichfalls de nen Armen alle viertel jahr eine Predigt und Communion gehalten wird. Auf dem Al tar ſiehet man auf einer tafel die Stat Gar. delegen gezeichnet, in dem Stande, wie fie vor 150 jahren geweſen. A. 1733 iſt ſie ausgebeſſert und ein neuer Thurm dabei auf­gefuͤhret worden.

Noch ſoll auf dem markt A. 1500 eine Kapelle geſtanden haben, welche der H. Ot­tilien gewidmet geweſen: davon aher nichts mehr zuſehen. a.

VIII. Die Paſtores und Superintenden ten oder Inſpectores in dieſer Stat ſein ge, weſen: der erſte Barthol. Rieſenberg, ſo A- 1492 zu Mieſt, einem dorf 2 meilen von Gardelegen, und zwar 14 tage nach ſeines vaters tode gebohren, und von ſeinem Groß­vater erzogen, aber nicht zur Schule, fon, dern zur gemeinen arbeit gehalten worden, ſo daß er A. 1509 in ſeinem 17 jahr noch dreſchen muͤſſen: hat aber gebehten, daß man ihm deſſen entuͤbrigen und vielmehr zur Schu­le halten möchte, ſo auch geſchehen; und hat darnach bei dem Kuͤſter zu Mieſt das A. b. c. angefangen, auch geſchwinde leſen gelernet, hernach unterſchiedene Schulen beſuchet, bis er A. 1518 nach Wittenberg gekommen, alwo er ein jahr geblieben und Lutherum gehoͤret, nachhero aber zu Oi ſtrau, und von dar A. 1520 in feinem Vater­lande zu Gardelegen, und weiter zu Berlin zu Schuldienſten gebraucht worden. Hat ſich aber nachmahls wieder nach Wittenberg und von dar nach Gardelegen begeben, und bei feinen freunden ſich aufgehalten, gerieht aber zum oftern mit den Paͤbſtlichen Meß, prieſtern auf gaſtgebohten, ſonderlich mit Jo­hann Paſchen, in wortſtreit, und redete wieder das Pabſtthum nach Lutheri Lehte und ſinn, deswegen er für einen KW ausgerufen, ausgeſchloſſen und ihm die KW che berhohten worden. Er predigte aber nichts deſtoweniger in Pfingſten zu Wett ritz. Worauf er wieder nach Wittenberg gezogen, und nicht lange hernach A. 1522 in dem Nonnenkloſter zu S. Aignes zu Mag deburg zum Prediger berufen, aber weil at wieder den Pabſt geprediget, und die D Sfr, Marie nicht hoch genug zuhalten ge­ſchienen, vor dem Seiftl, Conſiſtorio her. klaget worden, ſezte alſo auf zurahten d Muhlenvoigts, her ihm wohlgemolt, ſeinen

ſtab weiter, und gerieht im Kruge zu.

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