23 Fünfter Theil, J. Buch. IV. Kap. Von der Stat Gardelegen.
Marien, und predigte in einer ſolchen volkreichen verſammlung, daß die Kirche kaum die zuhoͤrer faſſen konnen, und muſten von der zeit an die Paͤbſtliche Geiſtlichen heraus bleihen, die aber, gleich wie auch unterſchiedene aus dem Raht und Buͤrgerſchaft, ſo in dem Pabſtthum verharret, als Burgermeiſter Johann Calve, Anton Udo, Andreas Heiſe, Lorenz Paſche, mit denen er ſich ofte in gaſtgebohten uͤberwerfen muͤſſen, ihn dermaſſen bei dem Churfuͤrſtlichen SBofe angegoſſen, daß in einem jahre ſechs Churfuͤrſtl. hefehle wieder ihn herausgekommen, ſich wieder wegzubegeben; und ſchrieb er zwar zum oͤftern nach Berlin um die urſache, verlangte auch feine klaͤger zuwiſſen, welche er aber nicht erfahren koͤnnen, und weil er nicht weichen wollen, iſt es dabei ge
blieben, bis er A. 1542 ſelbſt nach Berlin gekommen, daſelbſt endlich feine klaͤger er
fahren und in ſeinem amt beſtaͤtiget worden. Er hat den ruhm gehabt, daß unter allen Lutheri ſchuͤlern er ihm in predigen am naͤheſten gekommen, auch am aͤhnligſten geweſen, bei den zuhoͤrern aber, und inſonder
heit bei den Roͤmiſch⸗Katholiſchen mag er,
wegen des eifers für die Religion und Chriſtl. leben nicht gleich angenehm geweſen ſein, darum er auch einsmahl zu ſeinen ſoͤhnen geſaget: die leute werden nach meinem tode ſein, als wenn ſie aus dem kerker gelaſſen.
Ich merke und fuͤhle es, ſie werden ſagen,
Gott lob, daß er einſt hin iſt, der uns alle in einen ſak iagen wolte, es konte es ihm niemand zu danke machen, er wolte nur allein Lutheriſche buͤcher und geſaͤnge haben, und es fein doch viel andere und ſchoͤnere bis cher und geſaͤnge. Endlich iſt er in der groſſen peſt A. 1566 den 10 Aug. geſtorben und der koͤrper in der Kirche vor der Kanzel beigeſetzet worden, ſeines alters im 74 und Predigtamts hier zu Gardelegen 27 jahre. Bei ſeinem bilde, ſo naͤhſt den folgenden Superintendenten hei der Sakriſtei zur ſeiten am altar ſtehet, lieſet man folgende worte: Der Achtbare und Ehrwuͤrdiger Herr, Bartholomeus Reiſberg. Der erſte Superintendens zu Gardelegen, entſchlief in Chriſto A. 1566 an der Peſt den 10 Auguſti, mane 5 Hor. detat. 74. Ich ward zu Mieſte gebohren A. 1492. d 24 Auguſis. Ich brachte das reine Evangelium gen Gardelegen A. 1539. d 11 Nouemß. Und huͤt dich für der Menſchen Geſatz, dar von verdirbt der edle Schatz, das laß ich dir zuletzte. Unten ſtehet:
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Sein ſohn gleiches Nahmens Bart Rieſeberg, iſt, nachdem er etliche El. und Kirchenbedienungen gefuͤhret, hier gleichfals und noch bei lebzeiten des Vaters A. 1563 in Kirchendienſte getreten und zun Hiacono beſtellet worden. Iſt auch hei Churfuͤrſt Johann Georgen, damahls Chur, prinzen in ſonderlichen gnaden geſtanden, vor welchem er unterſchiedliche mahl zu Lezs lingen, als woſelbſt dieſer Herr ſich gerne aufzuhalten gepflegt, predigen und hernach bei der tafel bleiben muͤſſen, und da er eins mahls etwas ſpaͤte in das tafelzimmer gekommen, und die Kavalier ihm an ihrer tafel raum machen wollen, hat hoͤchſtgedachter Markgraf gerufen: hieher, hieher ſoll er ſitzen, und ihm damit an feine tafel zukommen befohlen, wobei erzehlet wird, daß die Fuͤrſtl. perſonen damahls von der Kaiſerl. wahl geſprochen, und der Markgraf(ich unter andern der worte gebrauchet: Der ießige Kaiſer weiß was er wiſſen ſoll, und iſt eben kein ſcharfer und eifriger Papiſt. Als er neulich den eid zu Frankfurt ablegte, da ſchwur er aus dem buche, ſo war als mir Gott helfe und fein H. Evan gelium, damit machte er das buch zu, und ließ das uͤbrige und alle Heiligen aus: hätte auch fortgefahren: der Churfürfen eid iſt nicht alſo ſondern ſchlecht: ſo wahr mir Gott helfe und ſein heiliges Evangelium, ohne den zuſatz aller Heiligen, darum muß dieſer aͤlter ſein als iener. Es hat aber dieſer iunge Nieſeberg nicht lange gelebet, ſondern iſt 8 wochen nach dem bater A, 1566 am 8 Okt. ebenfalls an der yeſt geſtorben, alt 36 jahr. Noch einer Lorenz Rieſeberg von Gardelegen hürtig iſt A. 1590 allbier zum Diacono beſtellet wor den, welcher vermuhtlich des juͤngern Barthol. Rieſebergs ſohn geweſen. Dem aͤltern Barthol. Rieſeberg aber hat gefolget:
Joh. Scharlach, welcher A. 1540 zu Mag deburg gebohren und zu Wittenberg Phil Melanchthon gehoͤret hatte, nachhero zu Gar
delegen anfangs Conrector, bald darau
Diaconus und nach Rieſebergs abſterben A. 1566 zum Superintendenten und Paftore beſtellet worden, geſtorben, nic ele, 1