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unberührt, Aus dem gewanthauſe der Tuchmacher reißt es einen thürpfeiler heraus, und wirft ihn auf den markt: durchſchmeißt an zo orten das dach, faͤhret hinunter auf den danzboden und zerſplittert einen wechſeltiſch: ferner in des Rahts apotheke, zerſchmeißt eine 4 fuß dilke mauer, komt in die Rahtsſtube, zerbricht ein tintefaß, und ſchmeißt eine ſeſte thuͤre ein, und dergleichen, wie ſolches der Burgermeiſter Bierſtaͤt umſtaͤndlich beſchrieben. 13
Sonſt iſt hierbei auch der Bürger gehorſam, ingleichen noch z gefaͤngnuͤſſe, welche dit Kuͤche, Speiſekammer und Keller pflegen genannt zuwerden, und davon der lezte fuͤr uͤbelthaͤter iſt, ſo das leben verwuͤrket. A
Vor dem Rahthauſe ſtehet eine Rolands ſaüle, faſt auf die art, wie die zu Stendal, hat auch wie iene einen Eulenſpiegel hinten an dem untertheil des ruͤtkens, iſt aber bei dem groſſen brande A. 1667 etwas zuſchaden gekommen A. 1727, 18 April aber in der nacht gar nieder und in ſtuͤtken zerfallen. Berg II. Th. II. K. V. 5.. 450, 45.
Noch iſt auch auf dem markte eine Waſſerkunſt zuſehen geweſen, ins gemein der Pipenbrunn genannt, durch welche das waſſer durch roͤhren aus der Neſenitz geholet: und iſt der neue teich und brunnen A. 1539 zu dem ende ausgegraben, und in die Stat
5 Fimfter Theil, J. Buch. IV. Kap. Von der Stat Gardelegen. 46 dern geringen aͤmtern borgeſezt, ihre tren und
tuͤchtigkeit zuunterſuchen, und wann ſte ſich dann wohlbezeiget, und ihre geſchiklichkeit bekannt worden, hat man fie Sr. Churfl. Durchl. vorgeſtellet, und in den Raht gezogen. Man erinnert ſich hierbei einer ganz andern und wunderlichen gewohnheit der Stat Norcia, ſo eine kleine Stat an dem
Appenniniſchen gebürge, 25 meilen hon Rom
und zwar in dem gebiet des Pabſtes gelegen,
die aber fo groſſ freiheiten hat daß ſie auf
gewiſſer maſſe für eine freie Republik. kan ges halten werden, die auch ihr ſelbſt geſetze ma
chet, und ihre eigene Obrigkeit erwehlet.
Dieſe nun hat dieſe faſt unglaubliche verfaſfung, daß kein Menſch daſelbſt, ſo ſchrei
) ben und leſen kan, fur fähig gehalten wird,
ein amt zubelleiden: und finden ſich dem nach die verrichtungen der Obrigkeit, welche aus vier perſonen beſtehet, welche man Li qvatre Illiterati, die vier Ungelehrte nennet, und dieſes zwar, weil fie dafür halten, daß alles was nach der Gelihrtheit ſchmelket, fuͤr einen Staat hoͤchſt gefährlich ſei, und wenn ſie demnach dieſelben auch bei ſich erduldeten, ſo wuͤrde fie ſich in eben das gemeine elend ſtůrzen, in welchen ſie alle ihre nachbahren ſehen, wie ſolches alles in dem dritten Sendſchreiben, ſo des Engliſchen Theologi Gilberti Burnets Reifebes ſchreibung beige fuͤget iſt, ſ. 355 enthalten.
bertheilet worden, maſſen denn auf unter: W ch
ſchiedlichen gaſſen pfeiler und waſſertroͤge gez ſtanden, die das waſſer gefaſſet, die auch
hernach zur täglichen nohtdurft und traͤn
lung des viehes gedienet, und ſonderlich in
der fruersnoht waſſer zum ldſchen gegeben.
Sie iſt aber A. 1623 und 29, da der Graf
bon Pappenheim ſein quartier allhier gehabt,
iu nichte gemachet worden und gar einge
gangen..
XI. Von dem Magiſtrat iſt merkwurdig, daß ſelbiger allezeit mit Litteratis, gelehrten euten, verſehen geweſen, man auch keinen lichtlich in den Naht genommen, der nicht zuvor auf einer Hohenſchule geweſen und ſudirt gehabt hatte;: wozu iedoch auch die herren Poſtmeiſter zurechnen fein, weil ſie in der that Literati und geſtalten ſachen nach iteratiſſimi ſein, indem fie beſtaͤndig mit riefſchaften, literis, umgehen. Es ſein auch noch heute zu tage viele hier befindlich, wel
© brofeſſion vom ſtudiren gemacht, aber blos im Buͤrgerlichen ſtande leben, in hofnung dermahleins zu dem Magiſtrat gezogen zuwerden, die man denn anfänglich ans
elche wir aber in ihrem wahn laſſen und uns mit dem Göttlichen ausſpruch vergnuͤgen wollen: Pſ XI Ix. 21. Wann ein Menſch in der Würde iſt, und hat keinen Verſtand, ſo faͤhret er davon wie ein Vieh: Hergegen den G6. L. auf anfangs angefuͤhrten M. Pauli Coſteri Monochromata Gardelegienſia weiſen, in welchen uns terſchiedene Gelehrte des Rahts zu Gardelegen enthalten, dergleichen auch in Joh. Falconis Elogio Gardelegiae, und Chriſtobh. Cerniti Gardelegiae Fulgore zufinden: und berdienen ſonderlich die Truͤſtede, Falken, Langen, Weſtphalen, Beuſten, Bierſtaͤter, Horſten, Schinnemaͤn. ner, Buͤerſen, Amelungen, Scheuer daß ihrer an angeführten orten gedacht worden. Sonderlich iſt von der Jalkiſchen anſehnlichen familie zuleſen in Rüdemanns Colſecz. Ill. n. 2. ſ. 336. Dieſes orts aber wollen wir nur des einzigen Arnold Bierſtaͤts, eines wegen feiner Gelahrtheit und groſſen fleiſſes zu ſeinen zeiten in der ganzen Markt beruͤhmten mannes und geweſenen Burgermeiſters, allbier mit etwas mehren gedenken. Er iſt
zu
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