Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
53
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835 Finfrer Theil, l. Buch. IV. Kap. Von der Stat Gardelegen. 54

iemlich zurül geſetzt. Sie beſtehet aus

Gulden oder Zuͤnften davon die Bekker, Schmiede, Schuſter und Schnei­der die ſtaͤrkeſte ſein, und die gewerke heiſ­fen? die Brauer, Gewandſchneider Gilde und Tuchfabrikanten aber fein die vornehm ſte, welche leztere dadurch in neuerlicher zeit einen zuwachs erhalten, daß A. 1719 eine Tuchfahrik angeleget, dazu eine neue Walkmuͤhle erhauet, die Meiſter dazu von auſſen herverſchrieben und denenſelben viel freiheiten eingerauͤmet worden, die dann bis an die 50 familien angewachſen. Und zwar rechnen ſich dieſe zu den ſo genannten Ein­menſchern, die ihr tuch aus gefaͤrbter wolle berfertigen, und in anbringung und ſetzung der farben was vorzuͤgliches beſitzen. Von der Schuͤtzengilde findet ſich weiter keine nachricht, als daß A. 1553 vor dem . Thor eine neue Vogelſtange S5 gemei­ne ſchritte lang ſei geſetzet und in Pfingſten ein meßingener Vogel 2 pfund ſchwer darauf geſtekket und darnach geſchoſſen worden: und habe derienige, ſo mit ſchieſſen wollen, 1 rthl. geben muͤſſen. Weil aber A. 1559, 17 März dabei ein ſchuͤler von dem herunter fallenden pfeil verwundet und getoͤdtet wor­den: iſt im folgenden 1560 jahr die Vogel­ſtange vor dem Stendaliſchen thor an einen ort geſetzet worden, wo nicht ein ieder zu­laufen koͤnnen. Die begnadigung für den­ienigen, ſo den Vogel herunter geſchoſſen, hat darin beſtanden, daß ſelbiger ein jahr frei vom Schoßgeld geweſen und 3 hrauen ohne zieſe thun koͤnnen. Als A. 1612 die Vogelſtange umgefallen, hat auch das Vo­gelſchieſſen aufgehoret, Schulze ſ. 191, an deſen ſtelle aber das Scheibenſchieſſen einge­führet worden, wie an andern orten. S. oben I K. XXII. 5.. a 10.112. Hat auch eben das ſchilſal gehabt, und da das Koͤnigoſchieſ­fen etwa 1714 eingegangen, ſplches doch 1741 wieder angefangen, und mit S. K. M. allergnaͤdigſten genehmhaltung auf dem wall am Magdeburgiſchen Thor 1747 ein eigen Schuͤtzenhaus erbauet, auch neue Gildear­tikel entworfen worden: da denn ſolches alle jahr am tag nach Pfingſten gehalten wird; wie wohl von den ehemahligen praemiis nichts als die hofnung übrig iſt, ſeibige noch einſt wieder zuerhalten.

Eine Buchdrufkerei iſt hier zwar niemahl, fit 1708 aber eine pribilegirte Buchhand= ung bon der Altmark und Prignitz, gewe­ſen, welche Ernſt Henrich Kampe gefuͤhret,

er 1752 geſtorben. x

V. Theil der Mark. Ziſt.

Sonſt aber wird durchgehends der Bars gerſchaft nach geruͤhmet, daß fie freundliche und gegen die fremde gutthaͤtige und den Au­diis er gebene leute wären, wie dabon Zeiſers ingleichen Sauers und Joh. Anglis Wer­dehagens worte in Hr. Schulzens Chrom. 102, 103 zuleſen. Churfuͤrſt Joachim Il. hat auch einmahl gegen Barthoim. Ri­ſenbergen geruͤhmet, daß ſie fromm und wil­lig waͤren. Jedoch iſt A. 1480 eine ir­rung zwiſchen dem Raht und der Gemeine, Gilden und Gewerken entſtanden, der Ma­giſtrat zwar weil iene nicht hoͤren wollen, nach gegeben, iedoch ſich gendhtiget befunden die ſache nach Hofe zuberichten. Worauf der

Churfuͤrſt in perſon anher gekommen, die ſache verhoͤret, und weil die Buͤrgerſchaft zuweit gegangen war, etlichen die Föpfe abs ſchlagen laſſen, die ganze Gemeine aber auf (i 3oofl. geſtrafet. Dergleichen auch A. 1488 De der Bierziſe vorgegangen. Schulz. 103. 1 Die Juden haben auch von langen zeiten her hier ihren aufenthalt gefunden muͤſſen iedoch wohl ſo alt hier nicht ſein, als ſie an andern orten geweſen: weil hier weder ſtraſ­fe, noch ſonſt ein ort von ſelbigen den nas men fuͤhret, wie wohl anderswo geſchiehet. Die aͤlteſte nachricht von ihnen ſindet ſich im jahr 1344, da Markgraf Ludwig den geſamten Juden einen gnadenbrief ertheilet, woraus gleichwohl erhellet, daß fie ſchon zu der alten Markgrafen zeiten hier muͤſſen ge­weſen fein: talem contulimus& preſenti­bus conferimus gratiam quam illuſtribus principibus antiquis Marchionibus bran­denburgenſibus predeceſſoribus noſtris bone memorie dederunt annuam penſio­nem... Das ſchikſal, welches die ganze Judenſchaft in der Mark betroffen, iſt ohne zweifel auch über fie ergangen. S.] Th. X. S. Il. 5. ſ. 190. Hat ſich aber nicht fuͤ­gen wollen, daß ſie in namhafter anzahl ſich wieder hätten ſetzen koͤnnen. Zwar haben wohl einzele Juden zu verſchiedenen mahlen bon der Landesherrſchaft die erlaubnuͤß ers alten hier zuwohnen: aber die zu groſſer laſt fallende zuſprache der durchreiſenden Ju­den, die fie aufnehmen, auch wohl einen zehr. pfennig mittheilen müfßen, hat ſie wieder weg­getrieben, und hat eben die bewandnuß wie zu Muͤnchenberg c. I. ſ. 193.;

Der Einwohner meiſte nahrung hat ſonſt beſtanden auf Alker⸗ u. Hopfenbau, auch Bier. brauen, und iſt vom Hopfenbau Ill. Th. IH: K. Alll. 5. ſ. 663 mit mehren gehandelt worden.

D 2 Und