Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
61
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men: unter der Predigt kommen ſeine vor das Stendaliſche thor, ſagten zur wache: Se. Fuͤrſtl. Durchl. Franz Karl von Sachſen waͤren vorhanden, begehrten durchs zug durch die Stat, und wegen der grimmi­gen kaͤlte auf eine ſtunde abzulegen, ſich zu waͤrmen und zu fruͤhſtuͤkken; dieſes alles für danlbarliche und hahre bezahlung, die wacht möchte es anmelden und geſchwinde beſcheid bringen, Se. Durchl. wuͤrden es in gnaden der Stat wieder genieſſen laſſen. Man lauft zur Kirche mitten unter der Predigt, meldet es dem Burgermeiſter an, der be­fiehlet zuöfnen, und den Herrn ia nicht auf­zuhalten. Als man nun beſcheid ertheilet, das thor aufzuthun, reiten die Reiter zu, etliche ins Zingel, die meiſten auf die bruͤk­ken, viele unter das thor, und halten da­

ſelbſt allerſeits; die auͤſſerſten aber geben

einen ſchuß, worauf 4 compagnien ſporn­ſtreichs gerennt kommen, und zur Stat hinein dringen. Oer Oberſte aber entſchul­digte dieſen grif mit vermelden, daß er Chfl. Brandenburgiſchen befehl habe, hieſelbſt das quartier zunehmen. Den 15 Sept. iſt er wieder ausgezogen, an deſſen ſtelle etliche Schwediſche voͤlker wieder herein gekommen, welche, ehe ſie eingenommen worden, vor dem thor und in den gaͤrten mit ſengen und bren­nen übel. haus gehalten, und alle hopfſtaken, die hopfenhauͤſer, die zauͤne um den gaͤrten, verbrannt, auch die wind⸗ und waſſermuͤhle, Vilizmuͤhle genannt, angezuͤndet: welche aber die Saͤchſiſche bald wieder vertrieben, und einen hauptmann, Florian Strutzky, hinterlaſſen, ſo A. 16335 den 12 Nov. zwar eingezogen, nachhero aber einen ſchlechten auszug gehabt, indem er viel untergeſtekte Schwediſche Soldaten unter ſich gehabt, welche zu rebelliren angefangen, und ſich zum feinde zuſchlagen vorgenommen, ſich auch weder durch freundliche noch harte wor­te dabon abwenden wollen laſſen. Er ergrif alſo dieſen raht, weil ihm keiner helfen köͤn­nen, und es ihm ſein leben koſten ſollen, und übergab E. Raht die ſchluͤſſel der Stat, klag­fe fein ungluͤk, entdekte fein vorhaben, und baht nach ſeinem auszug die Stat ſchlieſſen zulaſſen, und den andern tag lange zuzuhal­ten, daß keine nachiagt geſchehe: damit iſt er in aller ſtille des abends um 9 uhr, am 19 Jan. 1636 mit denen wenigen, die ihm noch getreu und gehorſam waren, etwan 20 mann, herausgezogen u. drauf zugeſchloſſen, auch des andern tages vormittage nicht geöͤfnet wor­den. Hierauf iſt ein Schwediſcher Offizier,

6 Fünfter Theil,. Buch. IV. Kap. Von der Stat Gardelegen. 62

Neurath, hereingekommen, unter welchem ſich die hinterlaſſene Schweden geſtellet, der auch nebſt der verpflegung ein groſſes geld von der Stat geſuchet, weil ſolches aber nicht da war, indem ſie ganz ausgemergelt geweſen, ſo drohete er, das kupfer von den Kirchthuͤrmen abdekken zulaſſen, und ſelbiges zuverkaufen, damit fuͤr ſeine Soldaten das geld herauslaͤme: muſte alſo die Buͤrgerſchaft, weil fie ihre Gotteshauͤſer gerne retten wol­len, gold und ſilber aber nicht hatten, zum übrigen hausgeraͤht greifen, und ihre zin­nerne und kupferne geſchirr, als keſſel und braupfannen, nach Lüneburg und Hamburg ſchilken und verkaufen, um die Soldaten zu befriedigen. Es wolte aber zur befriedigung nicht zulangen, und da er indeſſen im April aufbrechen muſte, nicht aber völlig bezahlet worden, ſo nahm er drei Buͤrger mit ſich als pfandmaͤnner, daß der reſt erfolgen ſolte.

A. 1636 den 13 Okt. kam der General Bannier dieſer orten her, auch Lesle bis den 23 Okt. da er wieder abgezogen, aber nichts als todte pferde und groſſe armuht bei den leuten hinterlaſſen, iedoch durch den Oberſten Strahlendorf mit feinem regiment befeget, welcher die waͤlle mit kleinen hölzernen ſta­keten, gleichſam als mit einer krone bezogen. Nach feinem abzuge ſein 4 compagnien Rei­ter unter dem Nitmeiſter Rochau herein ge­kommen, welche zwar in Pfingſten, den 29 Mai wieder ausgezogen: ſedoch iſt der Rit­meiſter mit einem Capitainlieutenant, und etwa Jo Dragonern drein geblieben. Der Kaiſerliche Oberſte Kracht hergegen ſchrieb an den Raht, daß fie mit den Schweden nichts ſolten zuthun haben, und wo moͤglich die einliegende herausſtauͤbern, oder da es nicht moͤglich, doch nicht mit zu walle ge­hen, und ſich unter die, fo ihre feinde waͤ­ren, mengen, damit das ungluͤk nicht mit über ihren kopf kommen möchte: welches auch alſo beobachtet, die verordnete heht­ſtunden aber deſto fleißiger beſucht worden: hierauf fein, die Kaiſerliche herangeruͤkket, und den 20 Jun. das ſchieſſen theils an der Lauſebek, theils vor dem Soltiſchen thore

angegangen, welchen der von Rochow mit gleicher ſchaͤrfe begegnete. Endlich aber kam

der Landeshauptmann der Altmark Hempo von Kneſebek, als Churfl. Commiſſarius, darzwiſchen, und vermittelte es dahin, daß der von Rochow den 27 Jun. ausgezogen, und den Kaiſerlichen die ſchluͤſſel übergeben worden: wiewohl man davor gehalten, daß es dieſen nicht rechter ernſt geweſen, die Stat anzu­

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