Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
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Wie Peter han Gots gnaden Biſchof zu Eubus und Johans Herre zu Kotheboe Hauptman der Marke zu Brandenburg bes kennen offenlich vor allen Luͤten di diſſen Brief ſehen oder hören lezen das bor uns geweſt ſyn di Wiſen Luͤte Ratmanne und Bürgere der Stat zu Tangermünde an ei­nem teile und der Schulteis und die gebuere van dem Wenddorffe zu Calbu das da leit bey Tangermünde am andern teile und haben. mit wolbedachten mut und mit gutm Willen zu uns geſetzt die tzweydracht

und ſchelunge die ſi haben gehet lange zeit unter yn uͤm tzwey Werdere in der Elben Das wir fi darob verrichten und entſchiden yſi wolten gerne gantz und ſtete halten, was wir ſi hiſſen an beiden ſeiten vor eine vers vrichtunge halden, nu haben wir nach irer beider Wille und Vollwort ſi alſo verrich­tet, das die ratmanne und bürgere der genannten ſtat zu Tangermünde: ſul­len behalten den vederſten Werder vewielichen mit allen nutze und die ergenannte Schulteis und gebuwre van Calbu ſollen vbehalden den oberſten kuwerder ewicli­Chen mit allen nutze, auch iſt da Weide und acker die da gehert hat zu dem deut­Yſchen dorfe zu Calbu dy ſoll den ergenan­ten Ratmanne und Burger ſchulteis und gebuwren von den Wendiſchen kalbu frey und gemeine ſeyn und bleiben zu viren vye mit ein ander und da mögen und Yſullen die vorgen. von den Wendiſchen kalbu treiben mit iren vye als ſi von alters ha­ben getan. unſchaͤdlichen den ergenanten atmannen und Bürgern zu Tangermun­de und iren getreide und alle krige und ſchei­»tinge di fi mit yn gehet haben um die bar vgeſchrieben Werdere di ſulle gantz und gar geſchlicht und verricht ſyn mit diſem briebe, der geben iſt zu Tangermunde auf dem hu­»fe und verſigelt mit unſerm anhangenden »infiegeln nach Criſts gebort dreyzehen hun­dert Jar aa indem fünf und ſibentzig­»ften Jarre, dem nechſten montage nach vmitvaſten, Dabey ſind geweſen die beſten und erbarn Lewte Fybiantz von Steyndal, »DHeinge von Kothewitz, Albrecht Hugewitz, Thomas von Brandenburg, Voltze Nap­Yvole hevenachter zu Tangermünde und an: der guter lewte bil und gnok.

Aus welchen briefen dann auch erhellet, daß die Einwohner dieſes dorf: Wenden ge weſen, die vermuhtlich die Chriſtliche Reli­gin angenommen, weil fie Liebe getreue genennet werden: zugleich auch beſtaͤtiget

V. Th. der Mark. Hiſt.

33 Fünfter Theil, 1 Buch. VI. Kap. Von der Stat Tangermünde, 34

wird, was Helmreich f, 33. lie.£. meldet, daß dies fe leute die nachbarſchaft mit milch, kaͤſe und butter zu ihrer groſſen bequemlichkeit berſe­hen. Dem er auch beifuͤget, daß ſie zum akkerbau nicht pferde, ſondern kuͤhe gebrau­chet, welche auf den wieſen geweidet, die auf der Elbe gelegen; wiewohl Karls IV. Landbuch meldet, daß hier keine Hufen oder alkerbau manſi geweſen, ſondern die Ein­wohner ſich von der fiſcherey genehret, das bon ein ieder der Herrſchaft allemahl um Weihenachten, auf Aſchermitwoch und in Oſtern 15 Neunaugen anſtat 2 denarien liefern, auch die Herrſchaft und deren Fami­lie über die Elbe führen, holz zur kuͤche über die Elbe herzuführen, die Herrſchaft ihnen aber alsdann ſpeiſe und trank reichen muͤſſen. Jetziger zeit ſein nur 10 Einwohner im Dorfe, dürfen auch nicht mehr fein: fein auch alle gleich und führen einer um den ans dern das Schulzenamt, muͤſſen auf dem Amte hofedienſte thun, die gefangene hewa­chen, die gemaͤcher ausfegen u. ſ w. Von Wendiſcher ſprache aber iſt nichts mehr zu­hören, noch zuſehen. Auf dem bon Ludw. dem Roͤmer geſchenkten Werder haben ſie zwar etwas akkerbau angeleget: allein die Elbe hat das land meggeſpüͤlet, daß fie auch ihre viehſtaͤlle landwaͤrts zuruͤk verſetzen můͤſ­fen: welches dann wohl der akkerbau fein mag, darauf Helmreich ſiehet, der aber bon keiner erheblichkeit geweſen. Der ietzige zu­ſtand dieſer Leute laͤſſet ſich am deutlichſten erſehen aus folgenden mitgetheilten beglau­bigten auszug:

In dem Dorffe Calham wohnen 10 Amts Unterthanen, dieſelben haben zu ih­wren Hoͤffen keine Nahrung weder an Acker noch anderer Handthierung nicht mehr, als daß fie nur allein Kuh Vieh halten, dazu ges brauchen ſie die beyden Werder über und mit­»ten jn der Elben gelegen, der eine wird geheiſ­fen der oberſte Kuhe⸗ und der andere der Ahlwerder genant. Und ſeyn uf der He­mertſchen Merſche überall, item ufm Cal­bawfchen Felde Inhalt ihrer Siegel und Brieffe wie vor Alters auch zu huͤthen und zu treiben befugt, doch unſchaͤdlich des lie­ben Gewaͤchſes und Erdenfruͤchte. Was fie aber ſunſten von Kayſern, Koͤnigen, Chur⸗ und Fuͤrſten, Marggrafen zu Marggrafen mehr befreyet und berech­tiget ſeyn, das hat man in ihren has benden Siegeln und Brieffen klaͤrlich zu erlefen und zu befinden. Es find aber ſol­che Unterthanen dem Amte auch ſunſten

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