Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
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48 Fünfter Theil, J. Buch. VL Kap. Von der Stat Tangermünde, 4

geſſen, und nicht verſchmachten muͤchten. Und da der Winter bald drauf wolte ein­fallen, haben ſich die meiſte in die keller, etliche aber bei ihren nachbaren, derer haͤu­fer noch übrig geblieben, kuͤmmerlich be­helfen muͤſſen, da dann oͤfters, 4, 5 und mehr familien in einem hauſe gelegen. Der Gyttesdienſt iſt in beider vorſtaͤter Kir­chen, des Rahts zuſammenkunft aber in der Kaſten oder zu S. Niklas gehalten worden. Und ob zwar die Buͤrgerſchaft durch vorneh­mer leute beiſteuer und hulfe, wie dann hin und wieder im Roͤm. Reich und der nach­

barſchaft geſammlet, und ſolches unter die

abgebrannte nach ihrem verluſt vertheilet worden, algemach in folgendem jahr zuhauen angefangen, wozu ihnen etliche tauſend eich­baͤume aus dem Stathuſche abgefolget wor­den: ſo ſein ſie doch bald wieder zaghaft wor­den; indem dieſe mordbrenner aufs neue brandzeichen geleget, ia gar durch ihre bun­

desgen vſſen in der Stat, welche buͤrger ge­

weſen, und ſich als auskundſchafter ſolcher Buben vom Raht hatten beſtellen laſſen, dies ſelben aber heimlich verwarnet, inzwiſchen biele unkoſten erfodert, abermahl bei der buͤttelei feuer eingeleget, alfo das etliche haͤuſer dahon im rauch aufgegangen. Dan­nenhero man alle nacht in gefahr ſtehen, und durch fleißiges wachen und andere anſtalten ſich vorſehen muͤſſen; biß endlich Gott der

Herr die böfe huben an den tag gegeben,

wie dann in allen Predigten, auch den um­

liegenden oͤrtern drum war gehehten worden;

und ſolches iſt alſo zugegangen. Der vorge­dachten Grete Minden mann, hatte ſich nebſt ſeinem weihe und noch einem kerl, der als ein tagelöͤhner ſich gebrauchen laſſen, zu Tangermuͤnde aufgehalten, aber daſelbſt in muͤßiggang gelebet, und daher angefan­gen etlichen dorfleuten, ſo nach der Stat gegangen, aufzupaſſen, unterdeſſen aber durch neue fehdehriefe ſo viel zuwege ges bracht, daß der markmeiſter muͤſſen aus der Stat ziehen, und darauf um ſelbigen dienſt angehalten. Als er nun einsmahls fuͤr den Rahte gehen, und anderweit anhalten wollen; wird er eines weibes gewahr, wel­cher er etwas auf der(trafen genommen; er­ſtarret deswegen, laͤuft dabon und ſuchet das thor, welchen dann der Raht zu pferde durch die diener ereilen, und ein wenig Ders wahren laſſen. Als er aber etwas hart be­fraget worden, hat er wider maͤnnliches vermuhten freiwillig bekannt, daß er nebſt feinem weihe und andern huben die Stat al:

ſo eingeaͤſchert haͤtte. Worauf der gedachtes weib und noch einen. 3 allſchon mit der flucht retten wollen, in haft gebracht, auch den andern ſtolbriefe nach geſant hat. Und da ſie bei und nach der peinlichen frage zugeſtanden, daß fie auz rechtem frebel und muhtwillen, die erſchrel liche that begangen hätten: ſo ſein fie durch urtheil und recht zum tode verdammet wor: den, alſo daß dieſen drei perſonen alle fin ger an der rechten hand mit gluͤenden zan: gen abgekniepet, ferner mit ſolchen zangen ſie an ihren leibern und gliedern etliche mahl zerriſſen, und drauf auf 3 pfaͤlen gefchmies det, zwiſchen himmel und erden im rauch und ſchmauch ſterben, zuvor aber unausſprech liche marter, indem ſie faſt bis an den abend gelebet, ausſtehen muͤſſen. Nach ihrem tode wurden noch etliche ertappet, und durch al­lerhand pein hingerichtet: etliche aher haben nicht mögen ausgekundſchaftet werden, ſon­dern ſein dem gerechten gerichte Gottes an­heim gegeben. Hiedurch iſt nun die grofe fehde geſtillet worden, und hat man nach und nach die Kirche und glokken nebſt andern kirchenzierat, dann auch das Rahthaus und den Thurm, und einer und der ander, wie woh! etwas langſamer ſein eigen haus und wohnung, ſo gut er gekonnt, wieder aufge richtet, jaͤhrlich aber auf die zeit, da das feuer angegangen, als am ſonnabend nach Maria Gehuhrt zwiſchen 4 und 5 uhr nad) mittage alle glolken in der Pfarkirche zulan­ten, und des folgenden ſontags eine ge­daͤchtnuͤspredigt zuhalten angeordnet.

Ein artiges wortſpiel iſt hier noch zumet ken, welches der Hr. R. Küuͤſter entdellet welcher aus dem wort Tangermunda den der Stat ſo fatalen namen Greta munden herausgebracht.

XIX. A. 1619 In der nacht zwiſchen dem 11 und 12 Jul. iſt bei einem heftigen winde ein Erdbeben verſpuͤhret worden, wo­durch die Statmauern an etlichen orten ein gefallen und das ſtarke mauerwerk an Stephanskirche hinterm altar von ohen bis unten geborſten, die graͤber in der Pfart, kirche haͤufig geſunken und die keller in den haͤuſern voll waſſer worden.

A. 1622 in der faſtnachtwoche genen abend rottirten(ich etliche ſchuheknechte zn ſammen ein gewiſſes Haus zuſtuͤrmen, Ve fen beſitzer fie wegen der kuͤpperei ren gehalten, denen fich etliches ſiſcher⸗ und fergefinde zugeſellet. Daraus iſt ein cher lerm entſtanden, daß die ganze

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