Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
49
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44 Fünfter Theil, 1. Buch. VI. Kap. Von der Stat Tangermünde. so

hätte man anders die Stat in plünderung

und feuer nicht bringen wollen; Kies auch etli­

chen perſonen den areſt ankuͤndigen, und fie als Kaiſerl. gefangene aufs Schlos führen. Nachdem aber Graf Tilly angekommen, fein ſie hald wieder losgelaſſen, zumahlen man nicht das geringſte über fie bringen koͤnnen, und hat derſelbe dieſer Stat ſchutz und ſchirm wieder alle oͤffentliche gewalt und plunderung verſprochen, ſolches auch ehrlich gehalten, ia er iſt ſelbſt der lezte, damit beim abzuge kein ſchaden geſchehen möchte, geweſen. Ward alſo die Stat abermahl mit allen Generalsperſonen und ſtaͤben nebſt biel tauſend mann hart beleget, und daß die Königl. Schwediſche armee alhier etliche tage geſtanden nichts geachtet: ſondern man ſuchte nach, was jene übrig gelaſſen hatten, und brach zwar der Graf Tilly, als er ein wenig geraſtet, wieder auf, und ging auf Wer­hen, des vorhabens, das Schwediſche la­ger daſelbſt zubeſchieſſen, wie dann auch geſchehen: weil er aber ſahe, daß er nichts ausrichten koͤnnen, fo zog er wieder zuruͤk anhero, ſchlug ein oͤffentliches feldlager auf dem Anger an der Elbe, die reiterei aber lag im Statbuſche, wobei die Stat aber­mahl ſehr hart mitgenommen worden; in­dem alle Generalsperſonen und hohe Offi­ziers ihre quartiere in der Stat gehabt. Es hielt auch der General bei waͤhrender ein­quartirung unter einem ſchoͤnen großen ge­zelte auf dem anger im feldlager krieges­raht: wobei aber urploͤzlich ein ſo erſchrek­licher wind entſtanden, daß das gezelt, darin fie ſaſſen, ſamt viel tauſend huͤtten aufge­hoben, und mehrentheils in die Elbe gewor­fen worden: deswegen fie ſich ſelbſten nichts anders traͤumen laſſen, als daß Gott ihren raht und anſchlaͤge würde in den wind vers ſtreuen; etliche aber als veraͤchter der zeichen Gottes ungeſcheut ſagen doͤrfen, es hatten ſolches die Laplaͤnder und Finnen, die beim Könige wären, gemachet, der König würde darum gegen ſie nichts ausrichten, ſondern fie wolten ihn wieder auf die fee iagen. Da nun aber ganz keine lebensmittel mehr zube­kommen geweſen: zog ſich die ganze macht zu ros und zu fus von hinnen aufwaͤrts auf Magdeburg, ging ferner nach Merſeburg, Zeiz und Naumburg, bis es endlich den Sept. zu der ſchlacht bei Leipzig gekom­men, darin der General Tilly geſchlagen, und bis in Baiern zu fliehen genöͤhtiget worden; auch nicht lange hernach in eis ner andern ſchlacht am Lech heim Rhein, V. Theil der Mark. Hiſt. x

geblieben. Womit die kriegeslaſt bon dieſem lande auf etliche jahre abgewelzet, und Staͤte und Dörfer{ich wieder zuerholen an­gefangen.

v. A. 1636 aber haben die borige drank­

ſalen, und faſt groͤſſer als zuvor, wieder ange­fangen: indem im borhergehenden jahre 35 zwar der Pragiſche friede zwiſchen dem Kai­ſer und Chur Sachſen geſchloſſen, mit der Krohn Schweden aber der krieg fortgeſetzet worden; wannenher der Schwediſche Ge neral Banner, nachdem er der Saͤchſiſchen armee bei Dömiz einigen abbruch gethan, fein hauptquartier hier zu Tangermünde ge­nommen, und dadurch von neuem alles, was die einheimiſche wiederum angeſchaft, und die auswärtige hineingeflüchtet, berzehret. Er ging auch zwar weiter auf Werben und ſchlug daſelbſt in des Königs altem quartier ſein feldlager auf: legte aber ſieben regimen­ter zu pferde gleichſam als eine vorwehre in Stendal und Tangermüuͤnde, welche hernach durch ſieben andere abgelbͤſet, die Stat aber dergeſtalt mitgenommen worden, daß weder lebensmittel, noch ander borraht darin übrig geblieben; die Buͤrgerſchaft auch da­bei in ſtetem ſchrekken und furchten lehen muͤſſen.*

vl. Endlich geſchahe es, daß den 8 Jun. am tage Medardi des morgens um 4 Uhr die Kaiſerl. und Chur⸗Saͤchſiſche unter dem General Hazfeld mit achtzehen regimen­tern zu pferde, worunter viel kuͤraßirer ge­weſen, einen einfal gethan: und da ihre trup­pen faſt mit der Schwediſchen wache zugleich in die Stat gekommen, ein ſolches ſchrek­ken und furcht, beides bei den Einwohnern und ſoldaten verurſachet; dag die Schwe­den hald mit der flucht, ſo gut ſie gekonnt, ſich zurükke ziehen müſſen von ihnen auch in die 3 bis 400 niedergeſchoſſen worden. Die einziehende regimenter hergegen gingen mit groſſem ungeſtüm in die Stat, plüne derten und raubten was fie antrafen: und ward weder Kirche noch Rahthaus, viel. weniger einige privathauſer, noch in denſel­ben, alte, kranke, oder ſchwangere, berſcho­net; kiſten und kaſten zerſchlagen, das noch übrige vieh und fahrende habe, mit gewalt weggenommen; die arme leute um geldes willen untertreten, iaͤmmerlich gepeiniget und berwundet, ihnen die kleider bom leibe gezogen und alſo zugerichtet, daß es kaum zuglauhen, derer auch wohl dreizehen per­

d ſonen,