Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
51
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5I Fünfter Theil, J. Buch. VI. Kap. Bon der Stat Tangermünde

ſonen, worunter ein alter abgedankter Bur­germeiſter geweſen, gar ums leben gekom­men; ohne die ſonſten wegen der groſſen angſt, ſchrekken und betruͤbnuͤs, geſtorben ſein. Man hat auch der todten nicht geſchonet,

ſondern fie in den ſaͤrgen beſuchet. Inglei­

chen iſt ein maͤgdlein bon 16 jahren nach et­lichen wochen in einem brunnen tod gefunden worden, darin ſie ohne zweifel aus furcht der ſchaͤndung, wo ihr dieſelbe nicht albereit mag wiederfahren ſein, eingefallen oder ſich geſtürzet; und da man ſie heraus gezogen, hat ſie friſch gebluhtet. Aus der Kirche iſt vieler armen kinder vorraht, dann auch was viele vornehme von Adel, eingefluͤchtet ge­habt, vom Rahthaus aber die acciſe- und andere gelder weggenommen worden: und hat nicht viel gefehlet, daß die ganze Stat öde und wuͤſte worden waͤre; wo nicht Gott der Kaiſerlichen Chur⸗Saͤchſiſchen bei Mag­deburg, und der Schwediſchen bei Werben liegenden herzen, auf der Stat inſtaͤndiges flehentliches anſuchen, alfa geruͤhret hätte, daß(le dieſelbe von beiden theilen ſalvagar­diret, und daneben in ihren laͤgern, daß kei­ner ſich bei leib und lebens ſtrafe an dieſer Stat mehr vergreifen ſolte, ausrufen laſſen; wannenhero die Einwohner, wiewohl in ſte­ter furcht und gefahr, indem ſo tags als nachts die parthien vorbei gegangen, noch bei einander geblieben fein. Und weil die­

ſes eine von den haͤrteſten bedraͤngnüſſen ge­

weſen, fo iemahls dieſe Stat ausgeſtanden: ſo wird deswegen noch jaͤhrlich den montag nach dem 2 ſontag nach Trinitatis eine Ge­daͤchtnuͤspredigt gehalten. Es hat auch bald im jahr 1637, der damahlige Diaconus Lo­renz Schulze, eine Erinnerungspredigt ge­halten, und ſolche unter dem tittel einer Göeiſtlichen Reinfahr für kraftloſe Her­zen, noch in demſelben jahr zu Berlin druk­ken laſſen, darin biel umſtaͤnde von dieſer pluͤnderung zufinden: inſonderheit wie in dem pfarrhauſe etliche hundert ſchwangere, kran­ke, und andere perſonen nebſt ihren kindern geweſen, und daſelbſt bermittelſt einer Salva Garde, die er in klaͤglicher geſtalt erbeten hat­te, beſchuͤtzet worden...

vn. Hierzu iſt in den folgenden jahren 1637, 38, 39, eine gröſſe hungersnoht, auch ſterben an vieh und menſchen gekommen, wo­bon als einem gemeinen ungluͤk der ganzen Altmark Und der benachbarten pröbinzien, weil ſonſt ſchon in den Altmaͤrkiſchen Geſch. meldung geſchehen, dieſes orts unnoͤhtig fein

wird einige wiederholung anzuſtellen, jedo nur dieſes zumelden, daß einige ſoldaten, ip

ren hunger zuſtillen, einen mann aus Belling, /

namens Ebel Reppien, der ſehr

dikke geweſen, bei der ö 3 fallen, geſchlachtet und verzehret; ie wohl es indeſſen auch an durchzügen undein quartierungen dieſer guten, obſchon gan ausgeſogenen Stat, nicht gefehlet. Von allen aber hat der damahlige Inſpector Samuel Wilhelmi, vier predigten gehalten, und unter dem titul Fxercitus Dei depopulans zu Wittenberg A. 1641 drukken laſſen. Bei, de gedenken der erſchreklichen hungerznoht die A. 1636 und ferner geweſen, item der erſchreklichen menge mauͤſe, welche 163, und 1633 ſich eingefunden, und daß Ham burg, Braunſchweig und Lüneburg, an hie ſigen ort viel barmherzigkeit in der hungerz­

noht erwieſen; in der 4 predigt, daß A.

1637, ein groſſes viehſterben, und A. 1640 auch die fiſche im waſſer geſtorhen wären, und fieber und peſt graßiret haͤtten.

vu. A. 1640 ſein einige Chur: Brans denburgiſche truppen unter dem Oherſten Volkmann und Luͤtken auf Werben geſchikt worden, von welchen hernach die reiterei auf

Stendal, und das fusbolk auf Tangermün,

de gegangen: als fie aber durch kundſchaft ſo viel erhalten, daß die im Stift Halber ſtat und ſonſten liegende Sch wediſche volle im anzuge waͤren fie heim zuſuchen; fein ſie au­gebrochen, jedoch das Schlos beſezt gelaſ­

ſen, und ſich zurüf über die Elbe begeben.

Der Commendant aber, weil er ſich einige Belagerung befahren muſte, machte alles zur gegenwehr fertig, ließ etliche haüſer auf der freiheit ab, und durchbrechen, befeſtigte das Schlos aufs beſte er in der eil bermochte, und nahm allerhand lebensmittel und niht. durft aus der Stat, lies auch die thorſi­gel auswerfen und dadurch die Stat Aan öfnen, damit er fo tags fo nachts erfahre möchte, was in der Stat horgienge, mi, ten aber in folcher arbeit zogen(ich die Schu diſchen zu ros und fus bei 3000 mann N Wolmerſtaͤt anherb, belagerten das Schbe untergtuben und heſchoſſen es mit gtahen ſtükten etliche tage, und da die Chutbe mn denburgiſche keinen entſaz ſahen, ergahe

ſie ſich ihnen auf gnad und ungnad, 3 daß alle knechte zu ros und zufus, nebſt 1 unteroffiziern ſich gefangen geben muſtn Oberofftzter aber erlaſſen worden. E= auf haben die eroberer an vielen orten e

eingeleget, welches weit und hreit um e

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