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Und so sehen wir uns denn, meine lieben Freunde, wieder versammelt an heiliger Stätte, um Worte des Trostes aus meinem Munde zu vernehmen! Es ist heute ein dem Troste geweiheter Tag 1), und nicht der heutige allein, sondern sieben hinter einander folgende Sabbathe 2), an welchen Worte des Trostes in den Gotteshäusern Israel's verkündet werden. Zwar werde ich nicht mehr so lange in Eurer freundlichen Mitte verweilen, um alles Trostreiche zu erschöpfen, was die lautern Quellen des göttlichen Wortes bieten. So lasset uns denn um so mehr beeilen, die kurze Zeit unseres Zusammenlebens im Gotteshause dazu zu nützen, um uns einander zu trösten, zu stärken und zu kräftigen in allem Guten und Edlen, damit wir erstarkt im Göttlichen von einander scheiden, und erkräftigt im Geiste, geistig in einander fortleben. Es wäre wohl billig gewesen, daß ich am jüngstverflossenen Tage der Trauer ob der Zerstörung Jerusalem's, wie schon in früheren Jahren geschehen, Euch die Bedeutung des Tages und das Verständniß der Trauer zu Gemüthe geführt hätte, und dieses wäre gewiß geschehen, wenn Ihr Euch damals eben so bereitwillig im Gotteshause eingefunden hättet, als heute zum Tage des Trostes. Und Euch eigends dazu zu versammeln und zur Theilnahme an der Trauer einzuladen, mochte ich aus dem Grunde nicht, weil das Leben ohnehin des Traurigen genug bietet, während die wenigen Augenblicke des freudigen Trostes uns so karg zu- gemessen sind. So lasset uns denn die letzte Zeit unseres geistlichen Wirkens in dieser Gemeinde uns der Erweckung des Trostes, der Erbauung und der Freudigkeit gewidmet sein!
Und so hören wir auf das göttliche Wort in der heutigen Schlußverlesung oder Haftara, das uns Trost verkündet, und darum dem heutigen Sabbath den Namen geliehen: