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der Euch straft, soll Euch trösten, beruhigen und erheben, soll die Religion in ihrem ganzen Umsange Euch nah bringen, nicht einzelne abgerissene Theile derselben. Dann wird auch der Quell des Trostes ein ganzer, ungetheilter, unversiegbarer sein; dann wird an ihn das Gotteswort ergehen können: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott!"
Das wäre nun etwas über den innern Beruf des Lehrers und dessen Verhältnis! zur Gemeinde. Nun aber auch ein Wort über seine äußere Stellung und Euer Verhalten zu ihm, über den Wirkungskreis, über den Boden, aus dem er seine Thätigkeit entfalten soll. Was seine äußere Stellung betrifft, wäre es wohl am wünschenswerthesten und der Natur des heiligen Lehramtes am angemessensten, daß sie eine von der höchsten Staatsgewalt anerkannte, gesetzlich bestimmte, auf der Stufe der äußern Würde mit der seiner übrigen Amtsgenossen anderer Bekenntnisse gleichgestellte, daß die äußern Grenzen seines Pflichtenkreises genau abgemessen wären: nur dann könnten seinem geistlichen Wirken in Synagoge, Schule und Leben gedeihliche und wahrhaft segensreiche Erfolge entsprießen. Allein Ließ bleibt so lange ein frommer Wunsch, bis die Synagoge im Ganzen und Allgemeinen in die natürliche Stellung zum Staate gebracht sein, bis sie einer gleichen Beachtung, Theil- nahme und Stellung als ihre übrigen Schwestern im Vaterlande sich erfreuen und nicht mehr einer beschämenden Zurücksetzung preisgegeben sein wird. — So ich aber zu Euch als einer einzelnen Gemeinde spreche, kann nicht von dem die Rede sein, was im Allgemeinen für alle Synagogen des Vaterlandes so dringendes, tief gefühltes Bedürfniß ist. Aber was au gesetzlicher Kraft im Allgemeinen fehlt, kann in einer Gemeinde durch eigene Erkenntnis! und guten Willen ersetzt werden, und