Geognostisches. 9
die verheerenden Fluthen zerstörten die Deiche und Früchte des Fleisses von Grund aus und führten das dem Wasser mühsam abgerungene, gerodete Land fort, oder lagerten oft bis mehrere Meter mächtig Sand darauf ab und vertrieben die Bewohner von Haus und Hof. So mag die Niederung des Oefteren wieder von Dickungen namentlich Einwaldungen eingenommen worden: sein, die in dem reichen, üppigen Boden,— dem jetzigen verhältnissmässig jungen Bestande nach zu schliessen,— ausserordentlich kräftigen Wuchs erlangt haben müssen.
Die jenseits der Wische in der Priegnitz wohnenden Wenden oder Slaven, denen mit geringen Ausnahmen nur geringwerthiger Sandboden zur Verfügung stand, und die bei weitem fleissiger und in der Landwirthschaft erfahrener als die Sachsen waren, machten alsdann zunächst grössere Anstrengungen, sich in. der Wische häuslich niederzulassen und hier die ersten Dörfer anzulegen 1).
Kaiser Heinrich IK, der Vogelsteller, versuchte sie wieder
holt daraus zu verdrängen, und die Sachsen dort anzusiedeln; nach langen, schweren Kämpfen glückte dies aber erst Albrecht I., bekannt unter dem Namen»der Bär«, welcher im Anfange des Jahres 1134 von dem Kaiser Lothar III. zum Markgrafen des nördlichen Sachsens ernannt worden war. Ihm verdankt die Wische und die Altmark überhaupt die Colonisation durch die Niederländer?), welche 1143 begann, ihre grösste Ausdehnung
1) Die Namen vieler Ortschaften, z. B. Wendemark, Dobbrun(von Dobbr, schön, gut), Werben(von Werbne, eine Wiede oder Werfte) beglaubigen dies hinreichend..
% Helmold, ein Landpfarrer in der Gegend von Lübeck, welcher nicht lange nach dem Markgrafen Albrecht starb, erzählt in seiner mit dem J ahre 1170 schliessenden Geschichte der Slaven, dass jener Fürst, um seine neuen Länder über der Elbe, welche durch die vielen Kriege arm an Einwohnern waren, wieder mehr zu bevölkern, Abgesandte nach Utrecht und die untere Rheingegend geschickt habe, mit dem Auftrage, Holländer, Seeländer und Flandener, die damals durch die Meeresüberschwemmungen sehr litten, in seine Staaten zu sicheren Besitzungen einzuladen. Auf diese Weise erhielten die Stiftssprengel von Brandenburg und Havelberg eine grosse Menge neuer Anbauer; aber auch auf der westlichen Seite der Elbe bis nach Salzwedel und vornehmlich im Marschlande, der Wische und in dem Balsamerlande siedelten sich Holländer an, welche weit und breit Städte und Dörfer bevölkerten.