Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 43, Blatt 10 [Neue Nr. 3137] (1895) Werben : geologische Karte / geognostisch und agronomisch bearb. durch H. Gruner 1886
Entstehung
Seite
12
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Geognostisches.

Die Diluvial-Bildungen.

Die auf dem Blatt linksseitig der Elbe innerhalb der» Wische« auftretenden geologischen Gebilde sind ausschliesslich Alluvionen

Kalamität wurde die ganze Altmark bei den erforderlichen Deichverschlüssen und Deichbauten zur Beihülfe hinzugezogen. Jeder Bauer musste einen Wagen stellen, der Kossäth verrichtete einen Tag Handarbeit und zwei Käthner rechnete man auf einen Kossäthen, Von dem UVeberschwemmungsgebiet soll noch ‚eine Karte mit der Aufschrift: Karte von dem grossen Durchbruch der Elbe in der Alt-Mark am 27. Martii 1771 und denen dadurch entstandenen Inundationes am 27, Martii, 23. Aprill und 12. Juny so bis im August continuiret« existiren, ohne dass es jedoch bis jetzt, trotz Anfragen bei den verschiedensten Behörden und Privaten, möglich gewesen ist, dieselbe zu erlangen.

Hinsichtlich der Ueberschwemmungen, von denen die Wische bei Seehausen seit dem 15. Jahrhundert heimgesucht wurde, finden sich ausführliche Mit­theilungen in:»J. G. Paalzows lehrreiches Denkmal der doppelten Ueberschwemmung des Seehausenschen Districts in der Alten­mark, welche am 27. Mart. bis Ausgang Augusts 177] fast alles in eine wahre Wüsteney verwandelte«; nebst einem Kupfer: Die Stadt See­hausen in der Ueberschwemmung des Jahres 1771(Berlin, im Verlag des Buch­ladens der Real-Schule 1772), aus denen einiges im Auszug folgen soll.

Im Jahre 1426 hatte der Elbestrom im Frühjahr soviel Wasser, dass er die ganze Umgebung von Hämerten überschwemmte und die Fluthen über Stendal bis in die Wische drangen.

Im Jahre 1491 lief der Elbstrom zu Köxeritz aus, wodurch alle Ländereien von Werben an bis weit hinter Seehausen in einen See verwandelt, ja sogar die Aecker vor dem alten Stadtthor von Osterburg unter Wasser gesetzt wurden.

Im Jahre 1670 hat die Elbe die Deiche oberhalb Berge durchbrochen und wiederum die gesammte Wische und. die Umgebung von Seehausen bis nach Osterburg hin überfluthet.

Die grösste Ueberschwemmung fand aber im Jahre 1771 statt, welche nach des Verfassers Ansicht auf drei Ursachen zurückzuführen war. Zunächst auf die massenhaften Niederschläge im Herbst des Jahres 1770, ferner auf den un­gewöhnlich heftigen Frost des Winters 1770/71,.der periodenweise vom 4. Januar bis zum 20. Februar und von Anfang bis Mitte März eintrat und die Elbe mit einer sehr starken Eisdecke belegte, während in der Zwischenzeit ungewöhnlich warmes Wetter mit theilweise bedeutenden Niederschlägen herrschte; schliesslich auf einen sehr beträchtlichen Schneefall vom 24. zum 25. März. Durch die darauf eintretende warme Witterung wurden die Schneemassen in der Ebene sowie das Eis der Elbe theilweise geschmolzen und die gewaltigen Schollen, welche der nun vor sich gehende Eisgang mit sich führte, trieben bei dem heftigen Ostwind gegen die Elbdeiche und bohrten diese am 27. März am frühen Morgen bei Schöneberg mitten durch, in Folge davon alles Land von Neukirchen bis nach Dannenberg im Umkreise von 7 Meilen einem grossen See glich,