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könne nur bei günstiger Witterung und fast nie anders, als mit 6—8 Pferden, in der Brache aber mit einem Vorgespann von 12 Pferden gepflügt werden. Und Beckmann‘!) berichtet im Jahre 1753:»weil das Erdreich allhier sehr lattich und zwar im Sommer sehr hart, aber bei Thau- und Regenwetter sehr weich und tief wird, so dass man fast nicht von einem Hof zum anderen kommen kann, hätten sich die Einwohner von Jugend auf gewöhnt, auf Stelzen wohl 2—3 Fuss hoch zu gehen, welche sie unter den Füssen zuschnürten, sich auch derer so fertig zu gebrauchen und darauf ohne Stock zu gehen wüssten, als andere auf den Füssen auf plattem Lande«.
Solcher Verkehrsmittel bedarf es jetzt in der Wische allerdings nicht mehr, denn man hat in neuerer Zeit die Wasserläufe besser regulirt, Vorfluth geschaffen, tiefere Gräben angelegt, das Ackerland auf Kosten der Wiesen vergrössert und mit Hülfe der jetzigen vervollkommneten Ackerwerkzeuge die schweren Böden auf eine hohe Cultur gebracht. Was früher nur bei ausserordentlicher Gespannleistung zu erreichen war, verrichten jetzt 3 oder 4 Pferde bez. Ochsen und auf grossen Gütern, wie in Iden und Rengerslage wird mit Hülfe des Dampfpfluges der schwere Thonboden unter Verwendung von ausserordentlichen Mengen Scheideschlamm, animalischen und künstlichen Düngern bis auf beträchtliche Tiefe derartig gelockert und mürbe gemacht, dass dort Zuckerrüben vorzüglich gedeihen und hohe Erträge bringen. Wer jetzt im Sommer die blühenden Ortschaften der Wische durchwandert, wird über die üppigen Fluren, den hoch entwickelten Obstbau, die unvergleichlich schönen Eichenhaine, die vorzüglich gehaltenen Deich-, Wässerungs- und Gräben-Anlagen erstaunt sein. Trotzdem herrscht in keinem Landstriche des Staates von Seiten der Landwirthe so grosse Unzufriedenheit, als in der Wische. Bis etwa zum Jahre 18501) war wohl hier durchweg grosser Wohlstand und kam auch in sehr trockenen oder nassen Jahren eine Missernte, so verloren die Landwirthe ‚nicht den Muth, ihre Ersparnisse ersetzten den augenblicklichen Verlust und nach
‘ 1)’Hermann Dietrichs und Ludo1lf Parisius, Bilder aus der Altmark, Hamburg 1883; ebenso S. 27 und 28.