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Geognostisches.
Sinkstoffe ab, während die feineren noch weiter fortgeführt werden. Ganz besonders erzeugt Hochwasser die erheblichsten Unregelmässigkeiten, weil die Fluth sich alsdann mit grosser Gewalt und Geschwindigkeit in die am niedrigst gelegenen Terrains ergiesst und dadurch eine totale Vermengung der verschiedenartigsten Sedimente bewirkt.
In Anbetracht der im Ganzen doch geringen Schlickmengen, welche die Elbe gegenwärtig in ihrem nächsten Bereiche zum Absatz bringt, muss das weite, mächtige Schlickterrain zwischen Wilsnack und Hindenburg Staunen erregen; es legt von der mechanischen Arbeit des fliessenden Wassers das beredteste Zeugniss ab. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass der Elblauf niemals ein constanter war, Lage und Höhe sich vielfach änderten, neue Betten und Nebenarme entstanden. Bei jeder Ueberfluthung gelangten nun Sinkstoffe zur Ablagerung, welche im Verlaufe grosser Zeiträume beträchtliche Stärke erreichen mussten. Die stetige Hebung aller Stromterrains ergiebt sich schon aus der Höhe der Vorländer eingedeichter Niederungen, die vielfach jetzt— obwohl die Hochwasserdeiche erst einige Jahrhunderte bestehen— so tief unter dem Vorlande liegen, dass ihnen die natürliche Entwässerung entzogen ist!). Wie grosse Mengen Sinkstoffe überhaupt die Elbe mit sich führt, lässt sich am besten seit den energisch in Angriff genommenen Buhnenbauten erkennen. So sind auf der Strecke zwischen Rogätz und Wittenberge Alluvionen entstanden, welche sehr beträchtliche Areale des früheren Strombettes einnehmen und zur Zeit schon nutzbare Weidenwerder bilden.
Der Schlick kennzeichnet sich entweder als milder oder-— in Folge Beimengung von sehr feinem Sande— magerer braun
1) Nach Schlichting vollzieht sich mit der Erhöhung der Flussthäler auch gleichzeitig die Hebung der Flussbetten, da alle diejenigen Sinkstoffe, welche die lebendige Kraft des Wassers nicht bis über die Ufer zu heben vermag, im| Flussbette verbleiben, daher in letzterem um so mehr Sinkstoffe zurückgehalten r werden, je mehr der Höhenunterschied zwischen Flusssohle und Thalebone am Ufer zunimmt. Die Flussbetten vertiefen sich, wenn die lebendige Kraft des Wassers die Widerstandskraft der Betten überwindet, ihre Wandungen also zerstört und deren Bestandtheile fortführt.(Handbuch der Ingenieurwissenschaften, 3. Band, der Wasserbau),