Agronomisches, 21
nicht absolut feststeht, wie viele Procente der Lehm an feinem und gröberem Sand— wie auch sonstigen Beimengungen— enthalten muss. Jedenfalls verbinden Landwirthe mit der Bezeichnung»Lehmboden« einen ganz bestimmten Begriff; sie verstehen darunter einen bündigen, im feuchten Zustande geschmeidigen, füg- und bildsamen Boden, welcher Thon und Sand in so innigem Gemenge enthält, dass dieses eine gleichartige, milde Masse darstellt, die von dem nie fehlenden Eisenhydroxyd bald heller, bald dunkler braun oder roth gefärbt erscheint, einen Boden, der in seinen Eigenschaften die Mitte zwischen Sand und Thon hält, weder zu kalt, noch zu hitzig, weder zu trocken, noch zu verschlossen ist, der hinsichtlich der Verdunstung das rechte Maass hält, der Pflanze leichte Anwurzelung gestattet, sich leichter als Thonboden bearbeiten lässt und von den Extremen der Witterung weniger nachtheilig berührt wird. Und da nun typischer, tiefgründiger, milder Lehmboden— Boden 2. Klasse— wie auch solcher von geringerer Mächtigkeit und Qualität— Boden 4. Klasse nach dem Settegast’schen Klassifikationssystem— im Schlickterrain in grosser Verbreitung angetroffen wird, so kann im agronomischen Theil dieser Erläuterungen das Wort»Lehm« nicht ausgeschlossen bleiben.
Vor Besprechung der verschiedenen Lehmbodenarten sei noch kurz eine allgemeine Charakteristik des im Thale auftretenden
Lehmbodens— des Alluviallehms oder Flussmarschbodens— und des Höhenlehms— auch Diluviallehm genannt— vorausgeschickt.
Ersterer ist zunächst insofern günstiger, als er in seiner Ge
gleichmässiger mechanischer Mengung. mit 35—60 pCt. gröberen und feineren, schon durch das blosse Gefühl oder Gesicht bemerkbaren und durch Schlemmen abscheidbaren Sandes; ausserdem’ auch sehr häufig mit einigen Procenten kohlensauern Kalkes. Nowacki verlangt vom Lehkmboden, dass er mindestens 50 bis 80 pCt. Sand und 20—50 pCt. Thon enthalte(Kurze Anleitung zur einfachen Bodenuntersuchung), und Trommer sagt von ihm S. 547 seiner»Bodenkunde«: der Thongehalt beträgt höchstens 40 pCt., der Sandgehalt mindestens 65 bis 70 pCt., und fügt hinzu: der Lehm ist nichts anderes als Thon, der mit einer grossen Menge von Sand, in der Regel von gröberem Korn, vermischt ist. Reinsch nennt ihn in der Schrift:»Die Bedeutung des Lehms für die Landwirthschaft« nur einen eisenoxydreichen Thon.(!)