Agronomisches, 27
so vollzieht sich zur Zeit die auffällige Erscheinung, dass Landwirthe lieber Güter mit Sandboden erwerben, schweren Boden gegen leichten vertauschen und der Wohlstand der Ackerwirthe in Gegenden mit Sandboden jetzt merklich wächst, während er sich in solchen mit schwerem Boden vermindert.
Ein erheblicher Factor für das freudige Gedeihen der Feldfrüchte. auf dem losen Thalsande des Blattes Wilsnack ist der nahe Grundwasserstand, da hierdurch den Pflanzenwurzeln selbst in trockener Jahreszeit genügend Feuchtigkeit im Untergrund zur Verfügung steht, und weiter kommt in Betracht, dass sämmtliche Ortschaften in der Karthan- Niederung treffliche Wiesen mit nahrhaftem Futter und demzufolge grosse Viehheerden besitzen, die— wenigstens im Winter— reichlichen und guten Dung für den armen Sandboden liefern. Bei der hier allgemein herrschenden Weidewirthschaft wird im Sommer freilich aller Dung vertragen und da das Blatt Meliorationsmaterialien nicht aufzuweisen hat, so müssen die Ackerwirthe etwaigem Mangel an Dung durch Gründüngung und zweckentsprechende Fruchtfolgen abzuhelfen suchen. Ganz besonders wird hier der Anbau von Roggen gepflegt und bildet er die einzige Getreideart und Winterfrucht, die hierauf gedeiht. Da aber die Faserwurzeln des Roggens sich mehr in der obersten Krume verbreiten, so sagen ihm tiefwurzelnde Pflanzen, wie Klee, Hülsenfrüchte, Buchweizen, Winterölfrüchte, Serradella, Spörgel und Lupinen als Vorfrucht ausserordentlich zu. Letztere zumal gereichen den Wirthschaften mit sterilem Sandboden zu ganz besonderem Segen; seit ihrer Einführung durch den Freiherrn v. Wulfen auf Pietzpuhl!) hat ohne Zweifel der Wohlstand der Bevölkerung in diesem Sanddistricte erheblich zugenommen und viele Hunderte von Morgen
1) Die gelbe Lupine(Lupinus luteus) wurde zuerst in der Altmark und zwar von den Ackerwirthen in Gr. Ballerstädt in grösserem Umfange angebaut und verbreitete sich von hier aus in den vierziger Jahren über die Altmark und zu Anfang der fünfziger Jahre über ganz Deutschland. Sie wurde aber bereits von den Römern cultivirt, gerieth später jedoch in Vergessenheit, bis in der Mitte dieses Jahrhunderts eine grössere Zahl hervorragender Männer ihre hohe Bedeutung für den Sandboden in Wort und Schrift darlegten,