Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 46, Blatt 28 [Neue Nr. 3455] (1905) Alt-Limmritz / geognostisch und agronomisch bearb. durch K. Keilhack und O. v. Linstow
Entstehung
Seite
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30 Bodenbeschaffenheit.

Der erste und am schnellsten vor sich gehende Verwitterungs­prozeß ist die Oxydation. Aus einem Teile der Eisenoxydulsalze, welche dem Mergel seine ursprüngliche dunkel-blaugrüne Farbe verleihen, entsteht Eisenhydroxyd, und durch dasselbe wird eine gelbliche bis hellbraune Farbe des Mergels hervorgerufen. Diese Oxydation ist sehr weit in die Tiefe gedrungen und hat zum Beispiel den jüngeren Geschiebemergel in seiner ganzen Mächtigkeit erfaßt. Die Oxydation pflegt auf der Höhe rascher zu erfolgen als in den Senken, wo der Mergel mit Grundwasser gesättigt ist und schwerer in Berührung mit dem Sauerstoff der Luft kommt. Ein anderer Teil der Kisenoxydulsalze bleibt jedenfalls noch dem gelblichen Mergel erhalten und wird erst bei der Umwandlung des Mergels in Lehm vollständig oxydiert.

Der zweite Prozeß der Verwitterung ist die Auflösung und Entfernung der ursprünglich bis an die Oberfläche vorhandenen kohlensauren Salze, die vorwiegend aus kohlensaurem Kalk und zum geringen Teile aus kohlensaurer Magnesia bestehen. Infolge der mit Kohlensäure beladenen und in den Boden eindringenden Regenwässer werden diese beiden Stoffe aufgelöst. Sie lagern sich entweder als Kalktuff, Wiesenkalk oder kalkige Beimengungen humoser Böden wieder ab, oder es versickern diese Regenwässer auf Spalten oder an Pflanzenwurzeln in die Tiefe und veranlassen häufig eine erhebliche Kalkanreicherung dieser Lagen des Ge­schiebemergels. Auf diese Weise entsteht aus dem graublauen oder nach erfolgter Oxydation gelblich gefärbten Geschiebemergel der braune bis braunrot gefärbte Geschiebelehm.

Der dritte Vorgang der Verwitterung ist teils chemischer, teils mechanischer Natur und hat eine Umwandlung des Lehmes in lehmigen Sand und damit erst die Bildung einer einheitlichen Ackerkrume zur F, olge. Kine Reihe von Zersetzungsvorgängen in den im Boden enthaltenen Silikaten, zum grossen Teile unter Einwirkung lebender und abgestorbener humifizierter Pflanzen­wurzeln, die Auflockerung und Mengung desselben, wobei die Regenwürmer eine Rolle spielen, und eine Ausschlämmung der Bodenrinde durch die Tagewässer, sowie die Ausblasung der feinsten Teile durch die Winde wirken zusammen mit dem Menschen, der durch das fortdauernde Wenden der Ackerkrume