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Band 1 Heft 2
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102 W. MÄDLOW: Der ehemalige Berliner Rieselfeldgürtel

längerem vor. Allerdings wurde dort eine neue Form von Rieselbecken vorgeschlagen und er­probt, in der das Wasser"mäanderartig" zwischen eingezogenen Wällen verläuft(LINKE et al. 1990). Diese Becken sind leider als Limikolenrastplätze völlig ungeeignet, weil die Ufer zu steil sind und zu schnell bewachsen. Um die Bedeutung als Brut- und Rastgebiet wieder herzustellen, sind kaum besondere Gestaltungsmaßnahmen erforderlich, es genügt der Betrieb auf.den vorhan­denen Strukturen, wobei immer möglichst viele Becken mit unterschiedlichem Wasserstand zur Verfügung stehen sollten. Ergänzend wäre an eine Zusammenlegung zu größeren Teichen und Rücknahme von Wegen zur Vermeidung von Störungen zu denken. Auch diese Maßnahmen wurden schon für das Gatower Rieselfeld erwogen. Die Rieselfelder Münster sind ein bekanntes Beispiel dafür, welche Erfolge mit einer. an ökologischen Gesichtspunkten orientierten Bewirt­schaftung erreicht werden können(z. B. BIOL. STATION 1983). Außer dem Gatower Rieselfeld bieten noch die Flächen bei Teltow und Königs Wusterhausen sowie teilweise Hobrechtsfelde und Falkenberg Möglichkeiten zur Wiedervernässung, weil die Rieselfeldstrukturen noch erhalten sind.

Erst recht spät hat sich bei Naturschützern die Erkenntnis durchgesetzt, daß der Verlust an na­türlichen Feuchtgebieten zum Erhalt künstlicher Lebensstätten wie Rieselfelder oder Kiesgruben zwingt. Umso bemerkenswerter ist es, daß dies bereits von HELFER(1914) formuliert wurde:"Die Kultur des Menschen ist der größte Feind der Vogelwelt, so heißt es allgemein; daß sich jedoch bei einigem guten Willen diese beiden Gegensätze auch einmal vereinigen lassen, daß das, was an Nistgelegenheiten auf der einen Seite genommen wird, auf der anderen leicht wieder ersetzt wer­den kann, dafür gab ich ein Beispiel... Die moderne Abwasserreinigung kann ein Freund der gefiederten Welt werden und wird bald aus den ihr selbst dabei erwachsenen Vorteilen erkennen, daß sie gut daran tut."

Den Herren A. Bruch und B. Schonert danke ich für die Bereitstellung unveröffentlichter Beobachtungsdaten und für die kritische Durchsicht des Manuskriptes, Herrn R. Schimmelpfennig für Angaben zu den Teltower Rieselfeldern. Die Berliner Wasser-Betriebe teilten die Stillegungs­daten der Rieselfelder mit. Herrn Dr. H.-G. Bauer danke ich für die Erstellung des Summary.

7. Zusammenfassung

Im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts wurden in und um Berlin umfangreiche Rieselfeldanla­gen in Betrieb genommen, die größtenteils nach dem Bau von Klärwerken seit den 60er Jahren wieder stillgelegt wurden. Die Rieselfelder erweckten bald das Interesse von Ornithologen, zunächst bezüglich ihrer Brutvögel(M. Garling), später wurden. vor allem Durchzügler beobach­tet. Dabei erwies sich der Rieselfeldgürtel als herausragendes Rastgebiet überregionaler Bedeutung für Limikolen und für den Wasserpieper. Regionale Bedeutung für den Berliner Raum erlangten die Flächen weiterhin durch Brutvorkommen zahlreicher seltener und gefährdeter Vogelarten und Rastansammlungen von Enten und einigen typischen Kleinvogelarten. Da gerade Rastgebiete für Limikolen in den letzten Jahrzehnten knapp geworden sind, müssen die verbliebenen Restflächen geschützt und wieder nutzbar gemacht werden. Dies widerspricht nicht den Notwendigkeiten von Grundwasser- und Bodenschutz.