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Band 7 Heft 1/2
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118 LITZBARSKI. H.& N. ESCHHOLZ: Zur Bestandsentwicklung der Großtrappe(Otis tarda) in Brandenburg

Auch die Ausweisung von 17 Schongebieten in Brandenburg (HEIDECKE et. al. 1983), die mit 47.740 ha die wichtigsten Trappenlebensräume umfaßten, hat in dieser Tendenz nichts geändert. Sehr bald wurde deutlich, daß die Wirksamkeit dieser Schongebiete gering bleiben mußte, weil es den Naturschutzbehör­den nicht möglich war, unter den damaligen politischen und ökonomischen Bedingungen für die Groß­trappen die dringend erforderliche Extensivierung der Landnutzung durchzusetzen(LITZBARSKI et. al. 1987). In 13 Einstandsgebieten sind nach 1978 die Großtrappenbestände erloschen(Tab. 2).

Tab. 2: Zum Aussterben der Großtrappen in den Einstandsgebieten Brandenburgs 1979-1999

Einstandsgebiete Jahr des letzten Nachweises Anzahl des letzten Nachweises

Gransee (OHV ) 1981 Wittstock (OPR ) 1981

Kurze Heide/ Luckau (LDS ) 1981 A Fürstenwalde(LOS) 1988 Prenzlau (UM) 1988 Dreetzer Luch(OPR ) 1988 Dechtow(OPR )__ 1988 Bernau / Werneuchen (BAR) 1992 IB Manker(OPR ) 1992 Weseram(PM) 1994

DD

IB| ID In DD

Wriezen/ Seelow (MOL) 1996 Notte-Niederung(TF/LDS ) 1996

Geblieben sind die beiden Bestandsgruppen in den Naturschutzgebieten(NSG)Belziger Landschaftswie­sen(im Zusammenhang mit demFiener Bruch ) undHavelländisches Luch, in denen seit 1988 groß­flächig eine extensive Landwirtschaft eingeführt wurde(LITZBARSKI 1992, LITZBARSKI& EICHSTÄDT 1993, ESCHHOLZ 1996). Beide Bestandsgruppen waren bei Einführung der Extensivie­rungsprojekte für Großtrappen die einzigen in Deutschland , die mit je etwa 35 Tieren noch über gute Vor­aussetzungen für langfristig wirkende Schutzmaßnahmen verfügten. Nur in diesen beiden NSG konnte nach 1988 mit Maßnahmen zur Verbesserung der natürlichen Nachwuchsrate und der Auswilderung handaufgezogener Jungtrappen der Bestand trotz deutlicher Schwankungen auf annähernd gleichem Ni­veau gehalten werden(Tab.1). Ohne die Auswilderung von handaufgezogenen Jungtrappen wäre der Be­stand im Havelländischen Luch bereits vor über 10 Jahren ausgestorben(Abb .). Ab 1988 erfolgt die Aus­wilderung nicht mehr im NSG und SPA-GebietHavelländisches Luch, sondern im NSG und SPA­GebietBelziger Landschaftswiesen.

Mit dieser Maßnahme will das Landesumweltamt der Überalterung und dem Hahnenmangel in dieser Bestandsgruppe entgegenwirken.

In den restlichen 4 Einstandsgebieten ist der Großtrappenbestand auf je 1-3 Exemplare zurückgegangen (Tab. 1). Überlebenschancen haben diese Restgruppen kaum.

Bedingt durch den Freilandnachwuchs und die erfolgreich ausgewilderten Jungtrappen der Saison 1999 lag Mitte Januar 2000 der Großtrappenbestand Brandenburgs (mit Fiener Bruch ) bei ca. 70 Tieren. Das ist gleichzeitig die Bestandszahl für ganz Deutschland .

Zum Einstandsgebiet Fiener Bruch (2.000 ha Brandenburg , 7.000 ha Sachsen-Anhalt ) gehören derzeit 4-5 erwachsene Hennen und ein immaturer Hahn aus dem Jahre 1997. Das Fehlen erwachsener Hähne im Fiener Bruch hat dazu geführt, daß die Trappenhennen in der Balzzeit regelmäßig zu den etwa 25 km ent­fernt stehenden Hähnen in die Belziger Landschaftswiesen fliegen. Auch im Wintereinstand mischen sich beiden Gruppen in den letzten Jahren regelmäßig.