52 Schriftenschau Otis 23(2016) K albe , L.(2017): Ich bin Ornithologe – wer ist mehr? 160 Seiten, Verlag Natur+ Text, Rangsdorf. ISBN 978-3-942062-31-2. 12,90 Euro. Dieses Buch handelt nicht von Vögeln, sondern von Vogelkundlern – dargestellt vor dem Hintergrund über 60jähriger Erfahrung des Autors als Ornithologe. Anders als man vielleicht beim Lesen des Titels und des Rückklappentextes denken könnte, handelt es sich nicht um eine reine Ansammlung lustiger Geschichten aus dem Leben der Ornithologen. Treffend ist der Untertitel des Buches:„Heiteres und Ernstes über das Leben als Ornithologe“. In acht Kapiteln werden verschiedene Aspekte des Ornithologendaseins geschildert: vom Hereinwachsen in die Ornithologie, verschiedene Arten des Vogelbeobachtung, Ausrüstung und Hilfsmittel, Naturschutz, Ornithologencharaktere bis zum Verhältnis von Ornithologen zu Landnutzern. Alles ist locker und gut lesbar, aber durchaus ernsthaft beschrieben. Aufgelockert wird das Ganze durch eingestreute persönliche Erlebnisse und Anekdoten rund um die Ornithologie und die Ornithologen. Damit entsteht ein liebevolles, realistisches, manchmal selbstironisches Bild der ornithologischen Zunft. Das Buch trägt eine sehr persönliche Handschrift, nicht nur durch die Anekdoten, sondern auch durch die eigenen Wertungen und Anschauungen des Autors. Im Vorwort heißt es: „Andere Ornithologen mögen außerdem völlig Abweichendes erfahren haben. Und das wäre dann gut so.“ Und tatsächlich, obwohl das Buch die Ornithologenschaft ohne Zweifel sehr treffend charakterisiert, gibt es doch gelegentlich Stellen, bei denen man unterschiedlicher Meinung sein kann. So teile ich beispielsweise nicht die Bewertungen des Autors von Totalreservaten in ihrer Bedeutung für den Naturschutz oder die Beurteilung der Arbeit von Seltenheitenkommissionen, und auch die Rolle von Frauen in der Ornithologie hätte ich wohl anders beschrieben. Aber gerade die persönliche Sicht macht das Buch sehr authentisch und lesenswert, denn ihr liegt viel Erfahrung und Abwägung zugrunde. Ornithologen werden vor allem über die verschiedenen Anekdoten schmunzeln, die sie ähnlich vielfach selbst erlebt haben werden, vor allem dann, wenn sie die(meistens anonym behandelten) Akteure erkennen oder zu erkennen glauben. Für Nichtoder Noch-nicht-Ornithologen ist das Buch eine unterhaltsame Einführung in die Vogelbeobachtung. Besonders geeignet erscheint es mir für Freunde oder Angehörige von Ornithologen, die daraus ersehen können, dass von ihnen als skurril empfundene Verhaltensweisen durchaus normal und branchenüblich sind. Von der ersten bis zur letzten Zeile schlägt die Begeisterung des Autors für sein Hobby durch, Begeisterung für die intensiven Naturerlebnisse ebenso wie für das Wesen der Vögel mit ihren interessanten Verhaltensweisen und ihrem Auftreten in Zeit und Raum, aber auch für die Gemeinschaft der Menschen,die sich mit diesen Tieren beschäftigen.Schon das macht die Lektüre des Buches sehr erfreulich. Wolfgang Mädlow
Heft
Band 23
Seite
52
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