Kleine Mitteilungen.
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unzulässig erklilrtc und die Trauung verweigerte. Aus Rache steckte nun Neumann die Scheune des Pastors in Brand; doch bald wurde er als der Täter ermittelt, in das Amtsgefängnis gebracht und dann nach Spandau geführt, wo über ihn der Urtcilsspruch gefüllt werden sollte. Indessen brach Neumann vor dem Gerichtstage aus dem Gewahrsam aus, kehrte nach Bötzow zurück und zündete nun das I'farrgehöft zum zweiten Male an, wobei auch das Pfarrhaus in Klammen aufging.
Wiederum ergriffen, wurde der Missetäter nochmals nach Spandau gebracht und bald darauf zum Tode verurteilt. Weil er aber dieselbe Schuld zweimal begangen hatte, genügte den Richtern die damals in solchem Falle übliche Sühne — der Tod durch das Feuer — nicht, und deshalb sollte Neumann zuerst geköpft und dann verbrannt werden. Man schleppte iiin nach Bötzow, errichtete in der Nähe des Teerofens, eine Viertelstunde nördlich vom Dorf einen Pfahl nebst einem Scheiterhaufen und führte den Verbrecher hinaus. Schulkinder, Knaben und Mädchen, gingen dem Zuge voran und sangen Stcrbelieder. Dann legte ihm der Henker den Kopf vor die Fülle, und bald darauf wurde der Leib des Gerichteten den Flammen übergeben. Der Pfahl jedoch, an welchen man ihn gebunden hatte, blieb stehen und hieß jahrzehntelang der „Neumannspfahl“. Vorübergehende warfen nach altem Brauch ein Zwciglein daneben, und man pflegte dabei zu sagen: „Wir wollen Neumann einen Zacke n mitnehmen!“
Vor etwa GO Jahren wurde der „Brandpfahl“ endlich morsch und brach um. Die Begebenheit selbst fällt in die Zeit von 1785—90. Damals gab es noch viele Brandpfählc in der Mark. Bis vor 20 Jahren stand z. B. noch der sogenannte Schröderpfahl in der Nähe von Zehlendorf bei Oranienburg. Hier war die Brandstifterin Schröder eingeäschert worden. In der Mark Brandenburg dürfte es jetzt keine Brandpfähle mehr geben. Doch stand noch 1902 ein Brandpfahl auf der Insel Usedom, 1 '/* Meile südwestlich von Heringsdorf. Die Mitteilung über den Brandpfahl bei Bötzow verdanken wir dem besten Kenner der Gegend, Herrn Gastwirt Kraatz in Bötzow.
Wie nachträglich verlautet, wurde früher von dem Brandpfahl, an welchem der Brandstifter Neumann eingeäschert worden war, Holzteilchcn abgeschabt, und zu abergläubischen Zwecken — vermutlich zu Krankenheilungen — verwandt. Das wäre mindestens nicht ungewöhnlich; in dem Dorfe Neumarkt (Vorort von Jüterbog) steht z. B. ein uraltes Sühnkreuz dicht an der berühmten Schmiede, und es ist dort allgemein bekannt, daß abergläubische Leute nachts zwischen 12 und 1 zu diesem Kreuz Schleichen, kleine Stückchen davon abschlagen, sie zu Pulver reiben und dieses unter Mixturen und Salben mischen. Das soll dann ein probates Mittel gegen — Kreuzschmerzen sein. Glaube macht selig! Otto Monke.
Der Reiter ohne Kopf in der Kossätenheide. Wie die Volkssage berichtet, kann man zuweilen nachts zwischen 12 und 1 in der Kossätenheide bei Bötzow einen Mann ohne Kopf reiten sehen. Das soll der Brandstifter Neumann sein, den man köpfte, bevor man ihn verbrannte. Manche Leute wollen behaupten, diese Sage habe eine bestimmte, wirkliche