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Kleine Mitteilungen.
Früher stand nämlich an dieser Stelle ein Dorf; eines Tages aber versank dasselbe spurlos in die grundlose Tiefe bis zur Hölle, und es bildete sich ein See darüber, den man den Teufelssee nannte. Der Ort ist noch jetzt nicht ganz ungefährlich; vor einigen Jahren versank und ertrank dort ein Kutscher, der sich zuweit ins Bruch hineingewagt hatte. Teufelsseen und Teufelsbrüche sind in der Mark nicht selten. (Spandauer Stadtpark, Iiavens- berge bei Potsdam, havell. Luch etc.) Nicht weit davon liegt ein ähnliches, aber kleineres Wiesenstück, welches den Namen „Schmiedsloch“ führt, weil es dem Schmiedemeister in Bötzow gehört. Früher befand sich uuch dort ein See; das Grundstück ist etwa 20 Morgen grob. Otto Monke.
Volkstümliche Orts-, Straßen- und Flurnamen in und bei Nauen. Neuerdings hat man sich beim Studium der Heimatkunde auch der Erforschung alter volkstümlicher Flur- und Ortsnamen zugewandt, und es ist nur verwunderlich, daß die oft eigenartige Form dieser Namen das Interesse nicht längst herausgefordert hat. So heißt der nördliche Teil der Potsdamerstraße, die früher eine Sackgasse bildete, die NobBe. Man hat diesen sonderbaren Ausdruck von „nobel“ ableiten wollen; doch ist diese Erklärung etwas gewaltsam; auch wohnen oder wohnten noble Leute nicht ausschließlich am Ende der Potsdamerstraße.
Das Wort nowen, noppen oder nobben kommt in der Tuchmacherei vor. Man bezeichnet damit das Entfernen alter zufällig in ein Gewebe gekommener fremdartiger Körper und bedient sich dabei eines Nopp- oder Nobbeisens oder der Noppmaschine. Nun hat zwar die Tuchmacherei in Nauen niemals in besonderer Blüte gestanden; doch steht fest, daß im nördlichen Teile der Potsdamerstraße früher Tuchmacher gewohnt und in bescheidenem Umfang ihr Gewerbe ausgeübt haben, z. B. Glei Potsdamer- Straße 58 und der Tuchmacher Bade (bis ca. 1864). Es wurde dort also tatsächlich genobbt.
Für den ähnlich klingenden Flurnamen „Nöpe“, der eine zu Nauen gehörige Wiese im N.W. der Stadt bezeichnet, fehlt z. Z. noch jegliche Erklärung.
Von selbst erklärt sich der Name „der Berg“, und auch der „Zickenberg“, das Gebirge, über welches die Wallgasse führt, erinnert uns direkt und ohne Umschweife an die vergangenen Tage, an welchen dort oben einsam die Nauner Gemsen, im Volksmunde Zicken genannt, grasten.
Der Dudel (der Teil der Hirtengasse, von der Mauerstraße bis zu dem Winkelnden die Gasse nach Osten macht) und der Vogelsang, auch Vogelgesang (da wo sich Wallstraße, Lindenstraße und Wallgasse berühren) gehören entschieden zu den poetischen Winkeln der Stadt. Beide Namen sind indessen nicht spezifisch Nauener Fabrikate. Einen Dudel gibt es z. B. in dem Dorf Petershagen bei Straußberg und einen Vogelsang in Treuen- brietzen, bei Stettin und in verschiedenen holländischen Städten. Ebenso häufig ist bekanntlich der Name Bullenwinkel, den z. B. früher auch das östliehe Ende der Taubenstraße in Berlin führte. In Nauen trug die Neue Straße bis zur Mittelstraße früher diesen Namen. Mit Vergnügen vermissen