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Kleine Mitteilungen.
Seine Tochter, Frau Oberstleutnant von Gumtau, veräußerte es 1850 an Ludwig Dobert; dann ging Blankenburg in die Hände des Ministers von Friedenthal über, der es schließlich an die Stadt Berlin verkaufte, die einen großen Teil der Ländereien zu Kieselfeldern machte. O. Monke.*)
Das Wahrzeichen der Stadt Peitz bildet eine etwa 120 jährige Kiefer hoch oben auf dem alten massigen Turm der Zitadelle der ehemaligen Festung. Man nennt diesen Baum scherzweise wohl die „Peitzer Stadtheide“ und erzählt, auf welche Weise die gute Stadt in den Besitz dieses „Hochwaldes“ gekommen ist. In den vierziger Jahren kam nämlich der König Friedrich Wilhelm IV., von einer Reise aus Schlesien heimkehrend, durch die Stadt Peitz. Wegen eines kleinen Unfalles — es mußte unterwegs ein Rad ausgebessert werden — verzögerte sich aber die für den frühen Vormittag angesagte Ankunft des Königs bis zum Nachmittage. Die Herren vom Rat, die sich rechtzeitig im höchsten Wichs zur Begrüßung aul dem Marktplatz eingefunden hatten, glichen nun aber keineswegs den törichten Jungfrauen, die das Öl für ihre Lampen vergessen hatten; sie gossen beinahe zuviel des Guten auf die Lampe und brachten schließlich in feucht-fröhlicher Stimmung ein Hoch nach dem andern auf ihren geliebten Landesherrn aus. Endlich gegen 3 Uhr rollte der Wagen des Königs heran; leider aber dauerte nun, weil man sich zu sehr verspätet hatte, der Aufenthalt des Königs nur wenige Minuten. Nach der Begrüßungsrede des Bürgermeisters fragte der König kurz: „Habt Ihr noch einen Wunsch?“ Verdutzt standen alle da. Endlich platzte einer der Stadtväter mit der Antwort heraus: „Majestät möchten uns den alten Turm der Zitadelle schenken!" „Den sollt Ihr haben!“ erwiderte der König, nickte gnädig den Herren vom Rat zu und gab das Zeichen zur Weiterfahrt. Nun erst fiel den Ratsherren ein, daß es doch viel verständiger gewesen wäre, wenn man sich einen Teil der umliegenden riesigen Forsten erbeten hätte; die Zitadelle besaß man ja sowieso; aber man hatte keinen Wald. Flugs setzte sich nun der Bürgermeister aufs Pferd, ritt dem Könige nach und sagte zu ihm: „Majestät, wir haben uns die Sache überlegt, wir möchten lieber ein Stück Wald als Stadtheide haben!“ Der König aber schlug die Bitte ab, indem er entgegnete: „Es bleibt dabei, Ihr bekommt die Zitadelle und die Stadtheide, die oben darauf wächst!“ Seitdem nennt man den Baum dort oben die „Peitzer Stadtheide“.
Berl. Lok. Anz. v. 2. 8. 1905.
Otto Monke.
*) Die sechs Beiträge (S. 98— 102) sind vom Verfasser schon im Osthavelländischen Kreisblatt veröffentlicht worden.
Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. — Die Einsender
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Druck von P. Stankiewicz’ Buchdruckerei, Berlin, Bernburgerstrasse 14.
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