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Kleine Mitteilungen.
die Zeit des Vertrages mit dem bösen Geist um war, schickte dieser die Pest ins Land, an der alle Kinder des Müllers starben. Verzweifelnd stürzte sich der Mann in den Mühlbach, während die Frau trauernd die neun Söhne unter der großen Linde begrub. Nach ihrem Tode ist sie dann noch oft am Grabe bei der Linde erschienen, und noch heutzutage wollen Leute nachts eine graue Gestalt unter der Linde bemerkt haben.
Tilgt. Rundschau 8. 9. 1905 Dr. G. A.
Vom Rittergut Wilsikow, Kreis Prenzlau. Im Jahre 1889 übernahm Herr von Iloltzendorff das väterliche Gut. Wilsikow ist mit Neuhof 4500 Morgen groß, und wird durch Herrn von Holtzcndorff mit Hilfe eines Inspektors bewirtschaftet. Er war früher Offizier im 2. Garde-Regiment zu Fuß, und ist jetzt ein passionierter Landwirt. Durch viele Verbesserungen hat er die Ertragfähigkeit des Bodens sehr erhöht. Die das Gut durchziehende Hügelkette hat Herr von Iloltzendorff mit Laub- und Nadelbäumen bepflanzt, ebenso im Tanger hat er weise gcwirtschaftet, so daß das Gebrauchsholz allein vom Gut bezogen werden kann. Herr von Iloltzendorff hat in 10 jähriger Tätigkeit viel geleistet, trotz aller materieller Arbeit hat er aber stets Zeit gefunden, sich der Kunst und Wissenschaft zu widmen. Als großer Shakespeare-Verehrer gilt sein Hauptstudium diesem großen Dichter. Der Brite ist der Lieblingsdichter des Herrn von Iloltzendorff, weil seine Werke unerschöpflich an Lebensweisheit sind, und die Sprache so wunderbar schön ist. 310 Jahre sind seit Shakespeare verflossen, und trotzdem passen seine Gedanken und Aussprüche in unser modernes Zeitalter. Zu Ehren dieses Dichters setzte Herr von Iloltzendorff einen Denkstein. Das Denkmal steht am Wege, der von Wilsickow nach Luckow führt. Der Stein wurde auf dem Felde gefunden, konnte absr seiner Größe wegen nicht weiter fortgeschafft werden. Er ist daher nicht weit von der Fundstelle am Wege gesetzt worden, und steht 1 Meter tief in der Erde. Wilsikow besitzt aber noch ein Denkmal: das Bismarckdenkmal, das 1891 gesetzt wurde. Es steht am Park, einen stimmungsvollen Hintergrund dazu bilden die Bismarcksanlagen. Eine Brücke führt zur Bismarcksinsel, die das Erbbegräbnis derer von Iloltzendorff werden soll. Das Bismarckdenkmal besteht aus zwei Teilen. Der untere Teil ist ein roher Stein, in dessen Mitte ein großes eisernes Kreuz ist, umgeben von einem goldenen Lorbeer- und Eichenlaubkranz. Auf diesem Untergestell steht ein kleinerer, oben abgerundeter, polierter Stein. In der Mitte ist ein goldenes Kleeblatt eingemeißelt, darum steht der Spruch:
In Trinitate Kobur.
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