Heft 
(1907) 15
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Kleine Mitteilungen.

Die StätteUnsal. Ungefähr */* Meilen von unserer Stadt FUrsten- walde nach Berlin zu liegt an dem Ufer der Spree ein nach diesem Flusse geöffnetes Tal, das von allen Seiten durch kleine Anhöhen begrenzt ist. Diese einschließenden Iltigelreihen waren vor etwa 100 Jahren mit 600jährigen Eichen bestanden. Das Tal führt schon in einer Urkunde von 1285 den NamenUnsalde und wird später in den Grenz-Rezessen der Stadt Fürsten­walde stetsStadt Unsal genannt. Seit den ältesten Zeiten wurde dieses Tal als eine städtische Holzablage benutzt. Eine in der ganzen Gegend verbreitete Erzählung behauptet, daß hier in den Zeiten vor Einführung des christlichen Glaubens eine berühmte Heidenstadt untergegangen sei. Unser Chronist Dr. G. F. G. Goltz vermutet, daß hier die von Btolemäus erwähnte StadtViritz gelegen habe, welche als älteste Ansiedlung zu unserer Stadt Fürstenwalde anzusehen sei. Kr führt fort:sie ging unter, entweder durch zerstörende Naturereignisse oder durch Eroberung von Feindes Hand. Die Ein­wohner zogen nun von dieser unseligen Stadt (Unsal) fort, um sich andenvo wieder anzusiedeln. Einige Viritzer zogen ganz von den Ufern der Spree hinweg und legten die Stadt Wriezen an. Andere wählten sich die natürliche Stelle an einem nahen Bogen der Spree zum neuen Anbau. Auch sie behielten ihren alten Namen bei und fügten ihm von dem umgebenden Walde die Bezeichnung im Walde bei. Aus dem Viritz wurde mit der Zeit' einFürst. Und die neue Stadt hieß Fürstenwalde. Durch diese Bemerkungen in der Fürsten- walder Chronik wurden die Blicke der Fürstenwalder mit einigem Interesse diesem Tale und seiner Umgegend zugewandt. Im April des Jahres 1838 wurden denn hier auch durch den Ratmann Schulz zu Fürstenwalde beim Ein­pflanzen von Bäumen in einem der gegrabenen Pflanzenlöcher einige Aschen- krüge gefunden. Leider wurden drei derselben von den Arbeitern zerschlagen. Der erste Aschenkrug war von gebranntem, dunkelgrauem Ton und aus freier Hand gearbeitet. Er hatte 6 Zoll Höhe und 6 Zoll im größten Durchmesser. Eine zweite Urne zeigte nicht die gefällige, regelmäßige Form; auch befanden sich in dem Ton grobkörnige Sandteilchen. Die Öffnung war mit einem Deckel versehen. Ein dritter Aschenkrug, von blaßgelbem, lehmartigem Material, war bedeutend kleiner und sah einer Tassenform sehr ähnlich. Ein anderes aufgefundes Gefäß hatte die Gestalt einer Kürbisflasche; es war von unten bis in die Nähe des Halses mit ungleichen Löchern versehen. Diese Löcher (176 an der Zahl) hatten eine unregelmäßige Stellung. Sämtliche Aschen­krüge befanden sich lange Zeit in dem Besitz des Ratmannes Schulz. Mögen sie jetzt nicht mehr vorhanden sein, so sind sie uns doch untrügliche Zeugen dafür, daß einst an der Stätte Unsal (am Großen weißen Berge) sich in alter Zeit eine menschliche Niederlassung befand.

Fürstenw. Ztg. 14. 12. 1904.