Heft 
(1907) 15
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Eigenartige Fundamentierung der Stadtmauer von Treuenbrietzen. Die um das Jahr 1300 (nach einer Urkunde der Markgrafen Otto und Conrad vom Jahre 1296 zwischen 1296 und 1306) erbaute Stadtmauer ist merkwürdig unsicher fundamentiert. Obwohl die Mauer in ihrer ganzen Länge von dem Wasserlauf der Nieplitz oder der von ihr abgezweigten Gräben begleitet wird und das Wasser auf geraumer Strecke so hoch steht wie die Mauerfundamente reichen und man daher annehmen kann, daß wenigstens stellenweise die etwa 1 m dicke, teils aus Feld- und teils aus Ziegelsteinen aufgeführte Mauer ein widerstandsfähiges Fundament, etwa aus Feldsteinen oder Steinschlag mit Mörtelverguß haben, ja sogar stellenweise Pfahlrostfundament vermutet werden sollte, ist trotz der Nähe des Wassers (zwischen 4m und 20m Entfernung) keine Spur derartiger Gründung aufzufinden. Die Stadtmauer stand vielmehr (soweit sie nämlich zerstört und beseitigt ist) und steht, soweit sie stückweise und unvollständig erhalten ist, lediglich auf einer 5060 cm dicken Lehm­schicht, also auf der denkbar schlechtesten Unterlage für ein massives Bauwerk von dem bedeutenden Gewicht einer Befestigungsmauer, deren Höhe wohl auf 810 m geschätzt werden kann. Diese Fundamentierung hat sich denn auch bei der Beseitigung der Mauer (sie wurde vor etwa 50 Jahren größtenteils niedergelegt, um das Abbruchmaterial teils zu Geld zu machen, teils zur Wege­besserung zu verwenden) so wenig widerstandsfähig erwiesen, daß die Mauer gar nicht abgebrochen zu werden brauchte. Man legte einfach Wagenwinden gegen den Fuß der Mauer und drückte sie schief, bis sie umfiel.

Schutz gegen das Eindringen des Wassers kann der Zweck der Lehim Schicht nicht gewesen sein, denn der Boden ist undurchlässig und wäre er früher etwa durchlässig gewesen, so würde die flache Lehmschicht nicht nur keinen Schutz gegeben haben, sondern vom Wasser erweicht, die Mauer haben sacken lassen.

Es ist also nur anzunehmen, daß man die unterste Steinschicht auf an­gefeuchteten Lehm gelegt hat um Mörtel zum Verguß zu sparen, was aber auch wegen der Geringfügigkeit der Ersparnis unwahrscheinlich ist. Kommt eine derartige zunächst als regelwidrig zu bezeichnende Art der Fundamentierung, die allenfalls für Fachwerkbau angängig wäre, bei massiven Bauten anderwärts auch vor, und unter welchen Verhältnissen? St.

Alter Weihnachtsbrauch in Golzow, Kreis Belzig. Eine eigenartige, uralte Sitte, durch welche die frohe Weihnachtsstimmung besonders unter den Kindern mit wachgerufen wurde, wird hier leider nun verschwinden. An den letzten neun Tagen vor dem Feste nämlich gingen bei eintretender Dunkelheit einige junge Leute unter Anführung des Viehhirten vor mehrere Häuser und bliesen dort dreimal in lange, hornförmige Instrumente, wodurch allerdings kein besonderer Wohlklang erzeugt wurde. Daran nahm jedoch niemand Anstoß; für unsere biederen Bewohner aber waren dies dennoch angenehme Klänge, weil auch dadurch alt und jung errinnert werden sollten, daß nun das Fest nicht mehr fern ist. Für die Kinder aber hatte dies so­genannte Hirtenblasen noch eine besonders angenehme Bedeutung. Es wurde gegen Abend ein leerer Teller vor die Tür gestellt, und wenn dann die