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Kleine Mitteilungen.
blasenden Hirten vorübergezogen waren, so lag wohl ein Honigkuchen, ein Apfel oder ein anderer Leckerbissen darauf. Das hatten auf Befehl des heiligen Christs die Hirten den artigen Kindern als Vorgeschmack der Christ- ' bescherung gleichsam „ aufpetu tet“. wie es der Volksmund bezeichnetc. Dies war eine unserer ältesten Dorfsitten, die, obwohl sie in jedem Jahre in gleicher Weise ausgelibt wurde, doch immer neu und anziehend blieb, und man sollte daher mit Beseitigung solcher seltenen Gebräuche nicht so schnell bei der Hand sein. Aus der Zauch-Belziger Zeitung vom 25. Dez. 1903.
Aus Mahlsdorf, Kreis Nieder Barnim teilt uns der B. L. A. unter dem 30. März 1905 folgendes mit. Unweit vom Bahnhof auf dem sogenannten Kaulsdorfer Oberland befand sich noch bis vor kurzem ein ausgedehnter Sumpf, der rings von gutem Weideland umgeben war. Hier wurden in der guten alten Zeit die Kaulsdorfer Viehherden geweidet. Nach einer im Munde der Bewohnerschaft fortlebenden Erzählung hat einmal in dem Sumpf ein Schweinehirt seinen Tod gefunden. Der Hirt war von einem wildgewordenen Eber schwer bedrängt worden, hatte sich in seiner Angst mitten zwischen Schilf und Moor geflüchtet, kam aber, da er sich aus der schlammigen Masse nicht mehr zu befreien vermochte, elendiglich darin um. Jetzt ist das ganze Terrain planiert und ausgetrocknet worden. Nur zwei große und tiefe Seen sind noch vorhanden, die gute Gelegenheit zur Ausübung der verschiedenen Zweige des Wassersports bieten.
Aus Protzen, Kreis Ruppin teilt Herr Schriftsteller Carl Lücke uns unterm 9. Mai 1905 folgendes über einen Findlingsblock mit. Am 5. Mai d. J. wurde der im Schmidtschen Acker gefundene und aus gegrabene Steinblock auf den Wagen geladen und nach Wildberg befördert, um dort für das Kaiser Wilhelmsdenkmal verwendet zu werden. Das Verladen machte nicht geringe Mühe und Arbeit. Man begann damit um ‘/all Uhr und ward erst um '/,12 Uhr damit fertig. Sechs vor dem Wagen gespannte Ochsen vermochten nur mit größter Anstrengung den Stein bis zum Damm des Dorfes zu ziehen. Eine große Menge von Zuschauern hatte sich eingestellt und begleitete den Zug durch die Straße bis zur Lastwage vor der Schmiede Dort gewogen, ergab der Stein ein Gewicht von 71 Zentnern. Alsdann mit einer Girlande behängt, wurde er weiter befördert.
Ftir die Kedaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. — Die Einsender,
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