Heft 
(1907) 15
Seite
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BUcherschau.

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kundige Verfasser das Gebiet der Elbe von Meißen bis Wittenberg und schildert zunächst eine Elbfahrt von der alten Markgrafenstadt bis nach Mühlberg, auf der es des Interessanten genug zu sehen gibt. In die Natur- und Landschaftsschilderungen sind geschichtliche und kulturgeschichtliche Mitteilungen eingeflochten, von denen viele in das Bereich der märkischen Vergangenheit hinübergreifen. So erinnert beispielsweise das Strehlaer Schloss an den Wendenbezwinger Gero, die alte Stadt Mühlberg an die Religionskriege, in die ja auch Brandenburgs Kurfürst verwickelt war, die Lochauer Heide an den letzten Askanier Albrecht III. und an den Ilohen- zollern Joachim II. und das Schloss Annaburg an einen Besuch Friedrich Wilhelms I. und seines Sohnes Friedrich. Eine Wanderung durch das bekannte Schilda führt uns an dem Geburtshause des preussischen Feld- inarschalls Gneisen au vorüber zu dem mit grossen Fenstern ausgestatteten Rathause, und diese der Volkslegende widersprechende Tatsache veranlasst den Verfasser näher auf die Entstehung der Sage von den Schildbürger­stücklein einzugehen. Bei der Schilderung von Beigern wird der auch für die Mark Brandenburg wichtigen Kämpfe zwischen Kaiser Heinrich II. und dem Polenherzog Boleslow Chrobry und der Rolandsäulen gedacht, Schloss Prettin erinnert an die Reforihation und den langjährigen Aufenthalt der KurfUrstin Elisabeth, der Gemahlin Joachims I., die um ihres Glaubens willen flüchtete, Torgau an manche Familienbeziehungen zwischen den sächsischen und brandenburgischen Häusern, an den Sieg Friedrichs des Grossen über die Österreicher am 3. November 1760 und an die Zeit der Befreiungs­kriege und Wittenberg endlich, das in einem längeren Schlusskapitel behandelt wird, steht in so vielfachen Beziehungen zu Brandenburg-Preussen, das schon um dieses Abschnitts halber der 1. Band von Bedeutung für uns Märker sein dürfte.

In noch höherem Maße verdient der 2. Band, der Streifzüge durch die Niederlausitz enthält, unser Interesse. Liebliche Landschaftsschilderungen aus diesem noch wenig bekannten Gebiet der Provinz Brandenburg, das vor 1815 kursächsisch war, wechseln mit kultur- und volkskundlichen Bildern ab und an den geeigneten Stellen sind die Ergebnissse geschichtlicher und literarischer Forschungen eingeflochten. Die Wanderungen Schmidts beginnen im südlichen Zipfel der Niederlausitz, im Kohlengebiet bei Senftenberg und erstrecken sich über Altdöbern mit seinem interessanten Schloß und über Vetschau nach dem Spreewald, bei dessen Schilderung wir über die Natur dieses Sumpf- und Wassergebiets und über das Wesen des Wenden- tums interessante Aufschlüsse erhalten. Bei der Wanderung von der Spree zur Oder werden Peitz und Guben berührt, die landschaftlichen Schön­heiten des Parks von Branitz und des Lubsttales geschildert und die Be­deutung des Oderpasses bei Schidlo eingehend gewürdigt. Bei dieser Ge­legenheit entwickelt der Verfasser einen Überblick über die kolonisatorische Tätigkeit der Wettiner und versucht der Bedeutung Augusts des Starken gerecht zu werden. Die Wanderung über Neuzelle durch das Schlaube- tal nach B eesk ow gibt dem Verfasser Gelegenheit, sich über die Verdienste der Klosterbrüder um den Landesanbau, über die Zeidlergenossenschaften und die Fischzuchtanlagen bei Siehdichum zu äußern, und im nächsten Abschnitt