Kleine Mitteilungen.
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um der Gefahr aus dem Wege zu gehen, wenn er da tischte, wo der Nachtjäger an den See kam. Er zog immer von Mittag nach Mitternacht und immer denselben Strich. W. v. Schulenburg.
Hirt und Herde in Eberswalde. Es sind noch nicht fünf Jahrzehnte her, da hatte unser Waldstädtlein noch den Charakter einer biederen Ackerbürgerstadt. Hirt und Herde spielten eine hervorragende Rolle und gern erzählen noch alte Eberswalder aus jenen Zeiten der Ruhe und Beschaulichkeit:
Wenn früh des Städtchens Wecker Aus leichtem Schlaf uns kräht Durchjauchzt man rasch die Äcker Mit blankem Feldgerät Das Weib indes treibt singend Die Milchkuh aus dem Stall,
Laut folgen sie und springend Des Horns bekanntem Schall.
Schon morgens 4 Uhr blies der Kuhhirt auf einem langen Horn, der sogenannten Tute, und nachdem die Kühe hinausgetrieben waren, kam der Kälberhirt, lustig mit einer Peitsche knallend, hinterher; ihm folgte nach dem Abtreiben des Jungviehes und der Kälber der Schafhirt, das Zutreiben der Schafe durch Pfeifen angebend.
Mit dem ersten Sonnenstrahle Treibe ich mit frohem Sinn Zu dem stillen Wiesenthale Meine lieben Schäfchen hin.
Bald darauf erschien der Hammel- oder Lämmerhirt, ebenfalls pfeifend, auf der Bildfläche. Dann blies wieder der Schweinehirt auf einem Horn, und wurden nun die Schweine und Ziegen hinausgetrieben. Den Schluß machte allemal der Gänschirt mit dem Ruf: „Jagt die Gänse rut“. ln der rückwärtigen Reihenfolge, also zuerst die Gänse und zuletzt die Kühe, wurden die Herden abends wieder eingetrieben. Die Schafe vermehrten den durch das Schreien und Blöken verursachten Lärm noch durch die vielen Schafglocken. Und doch war das alles für den Ackersmann eine liebliche Musik! Pferde und Ochsen blieben im Sommer auch nachts auf der Weide, der sogenannten Koppel, und wurden morgens an bestimmten Stellen zusammengetrieben und abgeholt. Abends wurden sie dann nach der Weide zurückgebracht. Die verschiedenen Hirten wohnten in der Hirtengasse, von der in alten rathäuslichen Akten hier und da die Rede ist. Noch vor etwa 20 Jahren stand das letzte Hirtenhaus in der Nagelstraße.
Vor 150 Jahren befanden sich in der Stadt — die damals 2100 Einwohner zählte — 123 Pferde, 21 Ochsen 120 Kühe, 250 Schweine, 170 Schafe, 30 Ziegen und 301 Gänse. Die Schafe waren mit sogenannten „Sclimid-Zeichen“ versehen, um sie kenntlich zu machen. Es läßt dies den Schluß zu, daß in Eberswalde ehemals auch Hofzeichen existierten.