30
Kleine Mitteilungen.
brieflich eine Wette in der Höhe von 1000 Kronen an, daß Ladenburg nicht imstande sein werde, das Blutwunder des heiligen Januarius zu erklären. Beide Wettenden sollen ein Sparkassenbuch mit je 1000 Kronen deponieren. Wie das „Altkatholische Volksblatt“ vom 2. Juni berichtet, hat Ladenburg den Empfang des Weberschen Briefes bereits bestätigt. Januarius (deutsch: „Pförtner“), Bischof von Benevent, starb unter Diokletian als Märtyrer zu Puteoli. Seine Reliquien wurden 1497 in der Kathedrale zu Neapel beigesetzt. Er ist Schutzheiliger dieser Stadt. Sein Haupt nebst zwei Fläschchen Blutes, das eine Witwe bei seiner Enthauptung aufgefangen haben soll, werden in einer prächtigen Schatzkapelle aufbewahrt. Das geronnene Blut soll wieder flüssig werden, so oft man es dem Haupte nähert. Dies Wunder wird dreimal im Jahre, am ersten Sonnabend im Mai, am 19. September und am 16. Dezember, sowie bei besonderen Unglücksfällen versucht und bewährt sich als treffliches Agitationsmittel in der Hand des Klerus. Fließt das Blut einmal nicht, so gilt das für ein schlimmes Zeichen. Aber man kann da auch nachhelfen. Eine hübsche Geschichte darüber erzählt das „Altkatholische Volksblatt*: Als Neapel in den Kriegen der ersten französischen Republik von den Franzosen besetzt wurde, war die Bevölkerung dort gegen die Franzosen sehr erregt: fortwährend wurde ein Aufstand erwartet. Der Klerus trug nicht wenig dazu bei, die Bevölkerung gegen die gottlosen Eindringlinge aufzuhetzen, insbesondere wurde auch das wundertätige Blut des h. Januarius benützt, um die Erregung aufrecht zu erhalten. Es wurde nämlich behauptet, das Blut des h. Januarius walle nicht mehr, seit die Franzosen die Stadt besetzt hielten. Auf Veranlassung des Kommandanten wurde nun ein Gottesdienst anberaumt, in dem das wundertätige Blut öffentlich gezeigt werden sollte. Der am Altar stehende Prister zeigte die Reliquie dem .Volke; in der Tat: das Blut wallte nicht! Da spannte ein französischer Offizier seine Pistole und erklärte, falls das Blut nicht alsbald walle, schieße er den Priester nieder, wobei er ihm die Pistole entgegenstrekte. Der Priester zeigte schleunigst das wundertätige Blut und — es wallte auf wie sonst. (Greifs- walder Tageblatt vom 6. 6. 1905.)
Auch der Jahrhunderte lang gepflogene Glaube an das Wunderblut zu Wilsnack, Kreis West-Prignitz, gehört in den Kreis dieser psychologischen Betrachtungen und Vorgänge. In Wilsnack hat die Einführung der Reformation den „frommen Glauben“ zerstört.
Aus Groß-Behnitz, Kreis West-Havelland. In der Pfarre (Herr P. Hülsen) befindet sich noch dass von Wöllner angelegte Kassenbuch der Wohltätigkeitsstiftung Wöllners in Orginal. „Nachrichten über die etablierte Armen-Casse und deren Einnahmen betreffend.“ Die Kasse wurde von W. nach Besprechung mit Frau von Itzenplitz und deren Schwester (v. Finkenstein) 7. 9. 1759 gegründet. Die Damen zahlten bei der Gründung 50 Taler. Erhalten wurde und wird die Kasse, welche dem sonst so wenig beliebten Wöllner ein gutes Andenken in Behnitz sichert, aus eingehenden Strafgeldern. (Amtlich festgelegt 1795.)
Der Briefwechsel Wöllners mit Herrn v. J. llagen soll sich in Hohennauen befinden (Pastor Dr. Werther). O. Monke.