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Kleine Mitteilungen.
stehen aber die Gurken obenan. Seitens eines einzigen Bauern und Hlindlers werden oft 800 Schock pro Woche verkauft. Auf den Ausladeplätzen an der Spree sieht man jetzt ganze Berge Gurken. Hört Ende August und iin September die Gurkenzufuhr auf, so beginnt die Zeit der Ltibbenauer Meerrettichmärkte. Jeden Sonnabend bringen die Spreewlildler, namentlich die von Burg ihre Ware zu Markt, und es bedecken dann zweihundert bis dreihundert mit Meerrettich beladene Kähne den Ausladeplatz an der Spree. Groß- und Kleinhändler aus vielen Städten und Ländern erscheinen, um ihren Einkauf zu machen. Im Durchschnitt werden allein an Meerrettich in Lübbenau 20 000 Zentner verkauft, was einer Einnahme von etwa 600 000 M. gleichkommt. Unter den verschiedenen Gurkensorten gibt es übrigens auch eine nach der Stadt Berlin benannte und sehr geschätzte Art, die Berliner Aalgurke. Sie gehört zu den wegen ihres reichlichen Fleisches und des kleinen Kernhauses vorzugsweise zur Bereitung von Gurkensalat geeigneten Sorten, welche oft über 60—70 cm lang und 10 cm darüber werden. Die besten unter den langen Gurken, welche zum Unterschiede von den kleinen Traubengurken die Schlangengurken genannt werden, sind Rollissons Telegraph, Schwanenhalsgurke, Arnstädter Schlangengurke und die schon genannte Berliner Aalgurke. Der besondere Name der letzteren ist entweder auf ihre Glätte, während die anderen Gurken Buckel haben, oder auch wohl auf die Eigentümlichkeit des Berliners zurückzuführen, den grünen Aal gern mit Gurkensalat zu verzehren.
Erinnerung an die Beschießung Berlins. Bei der Beschießung Berlins durch die Russen und Österreicher im siebenjährigen Kriege wurde besonders heftig das Hallesche und das Frankfurter Tor angegriffen und der dahinter liegende Stadtteil beschossen. Es rühren da her die Kugeln, die am Treffpunkt der Linden- und Friedrichstraße angebracht sind. Von Spuren des Angriffs auf das Frankfurter Tor ist bisher nur Weniges gefunden. Um so interessanter ist die Ausgrabung von neun eisernen Kanonenkugeln, die i. J. 1905 beim Ringbahnhof, Frankfurter Allee stattgefunden hat. Ein Geschoß hat 11 cm, ein anderes 8,5 cm und die übrigen sieben 5,5 Durchmesser. Diese Kugeln dürften von dem nicht verbrauchten Vorrat einer russischen Batterie herrühren, vielleicht auch von einer preußischen Batterie, die sich in den wechselnden Kämpfen während der Belagerung vom 3. bis 7, Oktober 1760 den Russen entgegenwarf. Am 3. hatte der russische General Tottleben hauptsächlich das Kottbuser und Hallesehe Tor angegriffen und war zurückgeworfen worden. Am 6. rückte der Prinz von Württemberg mit einem Berliner Korps bis Liehtenber-g vor und ließ sich hier in einen heftigen Kampf mit den 22 000 Mann Russen unter Tschernitscheff ein, der in eine bis 6 Uhr abends beiderseits anhaltende Kanonade überging und mit dem Rückzug des Feindes nach Coepenick endete. Schon triumphierten die Berliner, als ein österreichischer Parlamentär ankündigte, daß der General Lascy mit 18 000 Mann Österreichern vorm Halleschen Tor angelaugt sei. Nun standen etwa 15 000 Preußen in der offenen Haupt- ,und Residenzstadt 45 000 Österreichern und Russen gegenüber. Infolgedessen
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