Issue 
(1910) 18
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Kleine Mitteilungen.

Moorbrand. Im Wustrauer Bruch, Kreis Ruppin, ist im Sommer 1907 ein Moorbrand ausgebrochen, der sich auch auf den anstoßenden Langen- schen Bruch übertragen und eine ganze Reihe von Wiesengrundstücken ergriffen hat, darunter auch das im Wustrauer Bruch belegene, mit dem Langenschen Bruche grenzende Wiesengrundstück eines Anliegers. Behufs Unterdrückung dieses Moorbrandes, zu der wiederholte vergebliche Ver­suche gemacht waren, ist der-Genannte durch eine seinem Vertreter II. zu­gestellte Verfügung des Amtsvorstehers Wustrau vom 20. August 1904 auf­gefordert worden, am Montag den 22. desselben M. zwei Wasserwagen und zehn mit Eimern und Gießkannen versehene Arbeiter zu gestellen und mit den Löscharbeiten so lange fortzufahren, bis wenigstens auf seiner Wiese das Feuer vollständig beseitigt sei und die brennenden und qualmenden Stellen unschädlich gemacht wären. Hierzu hat der Aufgeforderte sechs Tage gebraucht, dann aber auf Entschädigung geklagt, weil er an der Unterdrückung des Brandes kein Interesse gehabt. Die Klage ist schließ­lich vom Oberverwaltungsgericht vom 13. Oktober 1905 abgewiesen, weil aus der Pflicht des Eigentümers sein Grundstück in der Verfassung zu erhalten oder in eine solche zu versetzen, daß die polizeilich zu schützenden Interessen nicht gefährdet seien, die Verpflichtung des Eigentümers der Wiese (im vor­liegenden Falle ein Rentner in Berlin) folge, Feuerlöschhilfe bei einem Moor­brande, der die Wiese ergriffen hat, zu leisten.

Bei einer Pflegschaftsfahrt des Märkischen Museums am 11. September desselben Jahres konnten wir uns von Vehlefanz und Beetz aus von der weiten Ausdehnung des Moorbrandes im Wustrauer Bruch, der den Himmel auf weite Strecken verdunkelte, sowie davon überzeugen, daß ohne Ziehung von Gräben bis zum Grundwasser dem unheimlich unterirdischen, durch reiche Torflager genährten Brande kein Ziel zu setzen war. Erst ungefähr eine Woche später ist dies allmählich gelungen. E. Friedei.

Zur Geschichte Ruhlebens. Am Dienstag, den 25. Februar 1908 hielt Herr Oberpfarrer Recke im Gemeindesaal der Nikolaikirche, Heinrichs­platz 8, seinen dritten (letzten) ortsgeschichtliehen Vortrag in diesem Winter: Studien zur Geschichte Ruhlebens. Das der SpandauerFreiheit oder dem Stresow unmittelbar angrenzende, zwischen Grunewald und Spree eingebettete Amts-Vorwerk Ruhleben gehört nicht, wie man annehmen möchte, zu dem ursprünglichen Besitztum des reichdotierten ehemaligen Benediktiner-Nonnen­klosters St. Marien- zu Spandau (1239): die Geschichte Ruhlebens beginnt mit wesentlich späteren Daten. Der Ursprung des kleinen Ortes fällt in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Bislang einewüste Stelle wurdedas neue Vorwerk auf der Coellnschen Seite (linken Seite der Spree) im Jahre ^638 dem Holzförster von Grabau eingeräumt, nach dessen baldigem Tode es der Kurfürst Georg Wilhelm der Witwe von Grabau auf zehn Jahreextendirt,e> worauf es die Frau von Saldern (f 1677) auf Lebenszeit erhielt. Der Name des Vorwerks war fortanSaldernsches Vorwerk. Hier wohnte von 1676 1695/dcr Spandauer Oberförster (der Heide-Reuter auf der Teltowschen Heide), der später auf dem Eichelberg vor Spandau (zwischen Tiefwerder-