Kleine Mitteilungen.
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weg und Frühes „Neuer Welt“ gelegen) angesiedelt wurde. Mit dem Jahre 1695 ersteht der charakteristische Name „liuhleben“ und mit ihm des Ortes kurze, vergängliche Blütezeit: Ruhleben wird der Land- und Ruhesitz der Kurfürstin und — spliter — ersten Königin Preußens, der schönen und geistvollen Sophie Charlotte. Die Chronik erzählt: Der Oberhofmarschall Baron von Dobrzynski hatte das ehemals Saldernsche Vorwerk erworben und hier ein „artig Haus“ gebaut; von ihm kaufte es der Kurfürst Friedrich 111. (König Friedrich I.) für 25 000 Taler — zum Geschenk für seine Gemahlin Sophie Charlotte. Alsbald erstand das alte Vorwerk in neuem Glanze. Die Kürfürstin ließ bei dem Hause, das an der Spree lag (die massiven Fundamente der sonst unbekannten Stelle wurden umlängst bei dem Abbruch der Ruhlcbener Schanze aufgedeckt), durch den Gärtner Godeau, den man eigens aus Paris verschrieben hatte, einen schönen Garten anlegen; eine „Menagerie oder Tierhaus“ neben den „wirtschaftlichen Gärten“ schloß sich an: ein „Castellan“ ein „maitre de menagerie“, ein „planteur“ wurden angestellt. Es ist auffällig, daß Kirchner in seinem urkundlichen Werke über Sophie Charlotte (Die Kurfürstinnen und Königinnen auf dem Throne der Hohen- zollern, Band 3) unsers Kuhlebens mit keinem Worte gedenkt. Park und Schloß im Dorfe Lützen (Lützenburg, Charlottenburg) werden eingehend geschildert, nicht minder die Äcker und Meiereien der Kurfürstin im Spandauer und Stralauer Viertel von Berlin: von Ruhleben hören wir nichts. Und doch war Kuhleben zweifellos, wenn auch nur auf ein kurzes Jahrzehnt und wenngleich seltener und flüchtiger besucht als das nahegelegene pracht- und prunkvolle Lützenburg, einst der einsame, abseits gelegene Land- und Ruhesitz der frühvollendeten Fürstin auf Preußens Königsthron. —Der Sohn Sophie Charlottens, König Friedrich Wilhelm I., bekanntlich ein Genie geordneter Sparsamkeit, „ließ das angenehme Haus („Palast“) und Garten eingehen, verschenkte die Steine und gab das Vorwerk, das vorher war zu Charlotten - bürg geschlagen worden (jetzt zum Teltower Kreise gehörig und diesem Kreise vor kurzem eigentümlich überwiesen), wieder unter das Amt Spandau". Damit beginnt die letzte, bis in unsre Tage reichende Geschiehtsperiode für Ruhleben: Ruhleben unter domänenfiskalischer Regierung, — eine Zeit zunächst ruhiger, trockener Verwaltung, dann eine von dem Kanonendonner von 1813 durchhallte Zeit, zu Ende das ruhelose Ruhleben unsrer Tage: die Zeit der Charlottenburger Chaussee mit ihrem tosenden Verkehr, der Eisenbahnen, des Auswanderer-Bahnhofs, der Militär Schießschule, des Ruhlebener Forts, des Spandauer Berges, der Straßenbahn, der Spreedampfer, der werdenden Trabrennbahn, der Aufteilung und des Nivellements. Wie lange noch, dann ist Ruhleben von Straßen durchfurcht, „erschlossen“, bebaut Spandau und Charlottenburg freundnachbarlich verbindend. Das alte „Ruhleben“ schwindet, es wird zum „Lautleben“ einer andern, neuen, fortschrittlich entwickelten großen Zeit! — Zum Amt Spandau gehörten die drei Vorwerke Klosterhof, Plahn und Ruhleben. Ruhleben ist im Amtsetat von 1760 zu 733 Talern Ertrag (Zeitpacht) veranschlagt; die Seelenzahl betrug 16; J813 wurden 2 „Feuerstellen“ gezählt, „darin 4 Mann und 4 Pferde einquartiert werden können“. Zum Vorwerk gehörte eine Schäferei, „die an der Straße lag“. Zur Administrierung dienten dem Königlichen Amte ein „Meyer“ und