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Kleine Mitteilungen.
ein Nachtwächter. Die „Ilofedienste beim Ackerbau hatten die Gathowcr zu verrichten“. Später hatte das Vorwerk, bis in die gegenwärtige Zeit hinein, seinen besonderen Unterpächter (Amtmann, Oberamtmann), der deu Zeitverhältnissen entsprechend (Ausdehnung des landwirtschaftlichen Betriebes, einträglichere Verwertung der Landesprodukte: Heu, Korn, Vieh, Milch, Butter) einen stetig anwachsenden Pachtzins zu zahlen hatte. Die Chronik nennt die Namen der einzelnen Amtspächter; daneben weil! sie von verheerenden Bränden zu erzählen (1769), aus denen Stallungen, Scheunen und Wohnhaus nachher „besser und massiv“ wieder erstanden seien. Wie oft ist Ruhleben noch in den letzten Jahrzehnten von Feuersgefahr heimgesucht worden! Eine seltene Plage ergriff das Ruhlcbensehe Feld im Sommer 1731: die Plage der Heuschrecken, „welche tagtäglich durch 100 bis 200 Mann und gemachte Anstalten verfolgt und eine entsetzliche Menge zu Tode gequetscht wurde“. In kirchlicher Beziehung gehörte Kuhleben von jeher zur Spandaucr St. Nikolaikirche. Das „Jahrgeld“, eine vielumstrittene Kopf- und Haussteuer die dem Pfarrer zustand, im Betrage von 1 Taler „als Opfer für etwa 10 Kommunikanten“, ist erst im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts als „Ruhlebener Reallast“ abgelöst worden. Die Nikolaikirche ist weiterhin — eine Angelegenheit, die noch vor wenigen Monaten den Gemeinde-Kirchenrat eingehend beschäftigte — als „Erbverpächterin der Ruhlebener Spreewiesen* 1 mit dem Vorkaufsrecht in das Grundbuch eingetragen, — ein Recht, auf das freilich bei der Höhe des Kaufpreises gänzlich verzichtet werden mußte. — Der Vortrag skizzierte zuletzt das Ruhleben von 1813. Machtvoll entfalteten damals, bei der Belagerung Spandaus, insonderheit seiner Zitadelle mit ihrer französischen Besatzung, die drei preußischen „Ruhlebener Batterien“ ihr zerstörendes Werk, machtvoll vor allem die lOpfündige Haubitz-Batterie Baumgarten mit ihrem Meisterschuß vom 18. April 1813, durch den der Bombardier Peter Schultze vormittags 10 Uhr das Pulvermagazin der Bastion Königin in die Luft sprengte. Der Gedenkstein bei Kilometerstein 13,1 der Charlottenburger Chaussee (später als „Ruhlebener Straße“ zu bezeichnen) erinnert daran. Die genaue geschichtliche Präzisierung der sagenumwobenen Stelle ist und bleibt zweifelhaft, wie aus der eingehenden Darstellung des Vortragenden in Nr. 135 des „Anzeigers“ vom 11. Juni 1907, auf die Bezug genommen wurde, ersehen werden mag. Die Geschichte Ruhiebens nach 1813 ist die Geschichte der modernen Umwandlung und Umwälzung: 1821 erfolgte der Bau der über Ruhleben führenden „Charlottenburger Chaussee“ (die Landstraße war bereits ein Jahrhundert zuvor dem öffentlichen Verkehr, der früher ausschließlich durch die Jungfernheide ging, übergeben worden); 1832 'S wurde der Ruhleben durchquerende „Eisgraben“ (Vorflutgraben) geschaffen „der Ottern bucht gegenüber“. Die später geplante Schiffbarmachung des Grabens unterblieb. Jetzt ist mit der Zuschüttung des Gewässers begonnen worden. 1846 wird die „Hamburger Eisenbahn“ gebaut. Mit ihr und den in späteren Jahrzehnten erbauten Geleisen der „Lehrter Bahn“, der Vorortsbahn, der Bahnumführung tritt Ruhleben — selbst ohne Bahnhof, von der Spezialität des Ruhlebener Auswanderer-Bahnhofs abgesehen — in das Zentrum des Verkehrs. Die Brücke über den Haveldurchstich, die Hafenanschlußbahn erschließen für die „Landgemeinde des Kreises Teltow“, Ruhleben, und nicht