Kleine Mitleilangen.
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Kleine Mitteilungen.
In einem Artikel „Königsberg und die Königsberger“ in No. 3 des Wochenblattes „Die Glocke“ vom 20. April 1850 findet sich folgende Stelle, die für die „Brandenburgs“ gewiß nicht ohne Interesse sein wird:
„Das Tor, welches von der Berliner Chaussee direkt in unsre Stadt führt, ist von sehr kleinstädtischen Dimensionen und so niedrig, daß einziehende Triumphatoren ihren Lorbeerkranz mit beiden Händen festhalten müssen, damit er ihnen nicht vom Kopf gestreift wird.
Unser wohlweiser Magistrat hatte schon einmal durch einen prächtigen architektonischen Einfall diesem Übelstande abgeholfen. Er ließ nämlich zur Iluldigungsfeier im Jahre 1840 eine imposante Leinwandfassade, auf welcher dos Brandenburger Tor zu Berlin, wie’s leibt und lebt, vom Theatermaler al fresco gemalt war, vor die Königsberger Eingangspforte kleben. Und ausserdem hatten noch weißgekleidete Jungfrauen, wie leibhaftige Neufchateller — damals gab’s noch solche — die Torwache bezogen, um die Täuschung um so frappanter zu machen.
Schade nur, daß dieser loyale leinwandne Einfall nicht länger vorhielt als die anderen schönen und witzigen Einfälle aus dem Jahre 1840.“
Georg Wiese.
Nochmals Sauerkohl und Sauerkraut. Unser Ehrenmitglied Herr Wilibald von Schulenburg hat die Güte folgenden Ausschnitt aus der Unterhaltungs-Beilage der „D. Tagesz.“ vom 8. Nov. 1908 mitzuteilen.
„Wenden wir uns zu einer anderen Delikatesse des Novembers, nämlich zum Sauerkraut. Man kann es wohl mit Recht das „deutscheste“ aller Gemüse nennen, wie es Uhland tut, der es besingt. Diese Art von Bearbeitung des Weißkohls ist jedenfalls uralt und war bei den Niedersachsen durchaus volkstümlich. Sauerkraut ist ein sehr gesundes Gericht von großer Verdaulichkeit, da die Gärung die Fasern des feingeschnittenen Kohls lockert und die entstandene Milchsäure den Verdauungsprozeß fördert. Deshalb gibt man zum Sauerkohl mit Vorliebe eine fette, also schwer verdauliche Fleischbeilage wie Eisbein, Schweinebraten, Spickgans, Räucheraal. Auch die feine und feinste Küche weiß den Sauerkohl zu schätzen und serviert ihn mit Fasan, Rebhuhn, Hecht, Sardellen und Austern. Schon 1580 erwähnt Guarinoni in Prag das köstliche Präparat und nennt es den „Theriak unter den Speisen“, und nach dem Zeugnis des Geographen Torquatus muß um die Mitte des 16. Jahrhunderts bereits die heutige Sauerkohl-Metropole Magdeburg starken Handel damit aufwärts und abwärts der Elbe getrieben haben. Außerhalb des Reiches gelangte die Sauerkohl-Konserve jedoch erst im 18. Jahrhundert zur Anerkennung und erwies sich besonders im amerikanischen Unabhängigkeitskriege von den dorthin verkauften niederdeutschen Landeskindern mitgenommen oder hergestellt, als sehr nützlich. England führte gleich darauf den Sauerkohl auf seiner Flotte als Mittel gegen Skorbut ein, während Frankreich erst seit etwa 1800 daran Geschmack gefunden hat.“