Fragekasten.
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Ernährer von Mutter und Geschwistern einnehmen. Er hatte sich durch Nachzeichnen der schwülstigen Kupferstiche nachrafaelischer Zeit gebildet, eine Kunstfertigkeit, die ihn nun im Stich ließ, als es galt, seine ersten Aufträge auszuführen. Jetzt hieß es die Wirklichkeit fixieren, um seinen Auftraggebern beim Zeichnen von Etiketten, Tischkarten, Vignetten usw. zu gefallen. So nimmt Berlin mit dem „Sich-durchsetzen-müssen“ den jungen Charakter mit seinen vielgestaltigen Lebensäußerungen in eiserne Zucht; indem es sein Pflichtbewußtsein stärkt, seine Arbeitskraft erhöht und Auge und Hand zu unfehlbarer Wahrhaftigkeit heranbildet. Aber es eröffnet ihm auch künstlerische Probleme, die noch lauge der deutschen Kunst fremd blieben.
In dem Maße, in dem er innerlich künstlerisch wächst, öffnen sich ihm die Kreise damaliger gediegener Berliner Geselligkeit. Hier erblühen ihm schon im 19. Lebensjahre seine ersten Erfolge (Künstlers Erdenwallen) und hier findet er, freilich in bescheidenem Maße, Käufer für seine Arbeiten. So bestimmt Berlin im Äußerlichen wie im Innerlichen die Richtung seines Lebens und seiner Kunst, und was er unserer Stadt schuldet, das hat er ihr mit Zinsen wiedergegeben. Wie er die Wurzeln von Preußens Größe in den unvergleichlichen Schilderungen aus dem Leben Friedrichs des Großen erblühen läßt, so wird er der meisterliche Verkünder des werdenden Berlins und der historischen Geschehnisse, die unsere Hauptstadt zur Weltstadt modeln. Wenn eine kommende Zeit Wilhelm I. und seine Paladine kennen lernen will, wenn man den lebendigen Pulsschlag Berlins bis gegen das Ende des 19. Jahrhunderts in seiner Arbeit und seiner Geselligkeit, im Leben der Straße oder im traulichem Heim fühlen möchte, so wird Menzels Werk zu einer unerschöpflichen Quelle der Erkenntnis werden. Zu Glanz und Schimmer unserer aufblühenden Vaterstadt hat er so den unvergänglichen Lorbeer der Kunst gefügt.
Der Vortrag erzielte den reichsten Beifall.
XXVIII. Nach der Besichtigung zwangloses Beisammensein im Schultheiß-Restaurant, Neue Jakobstr. 24 25.
Fragekasten.
Feudel. Neulich hörte ich den Ausdruck „Feudel“ (in Mecklenburg üblich; Rostock) für Waschlappen (in des Wortes eigentlicher Bedeutung). Ist derselbe in der Provinz Brandenburg üblich? 0 . M.
Mir ist der Ausdruck aus dem Lübeckischen, Hamburgischen und dem dazwischen liegenden Holsteinischen sowie Oldenburgischen bekannt. In Hamburg sagt man z. B. für „abwaschen“ gewöhnlich „abfeudeln“. In Grimms Wörterbuch fehlt das Wort, es scheint nur mundartlich (niederdeutsch) zu sein. E. Fr.