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Bücherschau.
Bücherschau.
P. Ascherson und P. Graebner, Synopsis der mitteleuropäischen Flora. Fortsetzung bis Lieferung 15.
Von einem so weit ausgreifenden Werke, wie das vorliegende, kann schnellerer Fortgang eher gewünscht, als gefordert und erwartet werden. Es sind ähnliche gross angelegte Floren anderer Länder schon durch die Kürze des menschlichen Lebens am Abschluss verhindert worden; der uns hier beschäftigenden werden voraussichtlich und hoffentlich, unseren Wünschen gemäss, günstigere Gestirne leuchten. Sie geht, unter den Auspizien neu- gekräftigter Gesundheit Professor Aschersons, rüstig ihren Weg vorwärts.
Nach Erscheinen des ersten Bandes nähert sich jetzt der zweite seiner Vollendung. Die jüngst publizierten Lieferungen behandeln einerseits die grosse Klasse der Gramineen, andererseits, allerdings stark vorgreifend und auf Grund der Zweckmässigkeit die vom System geforderte logische Reihenfolge durchbrechend, die kaum minder wichtige Familie der Rosaceen, welche an Interesse viele der erst zu erwartenden übertreffen dürfte.
Die Gramineen, zu deutsch Gräser, umfassen der Zahl und Bedeutsamkeit nach einen vegetativen Prozentsatz von ausgedehntester Tragweite. Man hat berechnet, dass sie den zwanzigsten Teil der Gesamtvegetation unserer Erde ausmachen. Sie bilden für den Botaniker eine der schwierigsten Gruppen und ihre Kenntnis ist bei grösster Feinheit und Unscheinbarkeit der maassgebenden Organe auf Wenige beschränkt. Eine solche gefördert zu sehen, muss umsomehr allgemeiner Wunsch sein, da nur vermöge derselben eine Vertiefung des Studiums vieler der Menschheit wichtigster Kulturpflanzen, die Cerealien an der Spitze, ermöglicht wird. Zu weit würde es führen, hier Belege für die staunenswerte Gründlichkeit anführen zu wollen, mit welcher die Verfasser den ebenso spröden wie weitläufigen Stoff bewältigt und bis zu den Hordeineen fortgeführt haben.
Zum Abschluss der Gramineen fehlt nur noch Weniges; dann sollen die jenen sich anschliessenden Cyperaceen Gegenstand der Behandlung werden.
Mit den, der Hauptsache nach schon erschienenen Rosaceen, hier wiederum, man erschrecke nicht, in Kosales, Rosoideen und Rosineen zerteilt ja und sogar die Plataneen in sich aufnehmend, tritt uns aufs neue ein gewaltiger Bruchteil des phanerogamen Gewächsreichs entgegen. Die Spiräen gehen in der Reihenfolge der Gattung Rosa voran, welche nicht nur botanisch die Aufmerksamkeit des Lesers fesselt. Bei ihr wird er aus den mannigfachsten Gründen, das Gebiet der Ästhetik zumal berührend, gern verweilen wollen.
Die Bearbeitung dieser Gattung haben die Verfasser dem ausgezeichneten Specialisten Dr. Keller anvertraut. Wenn der einfache Sterbliche bei Nennung des Wortes Rose zuerst und allein an die Königin aller Gartenblumen, dann vielleicht noch an die lyrisch verklärte Hagerose unsrer Fluren