14. (11. atißerordentl.) Versammlung des XIX. Vereinsjahres. 387
Wirft man einen Blick auf die Karte, so sieht man, daß die Charlottenburger Chaussee bezw. die Berliner Straße am sogen. „Knie“ eine scharfe Schwenkung nach Nordwesten macht und am Charlottenburger Schloß und am Spandauer Bock vorüber den unteren Teil von Spandau erreicht. Die Landstraße zieht sich dann durch die ehemalige Festung Spandau hindurch und erreicht erst jenseits der Havel den Anschluß an die Berlin-Hamburger Chaussee, au der der Döberitzer Übungsplatz liegt. Einerseits weicht also die alte Landstraße in einem beträchtlichen Bogen von der direkten Verbindungslinie zur Havel ab, und andererseits erforderte der Marsch durch die Festung Spandau eine beträchtliche Zeit, was bei großen Truppenmassen von Nachteil sein mußte. Es ist deshalb zu verstehen, daß die Militärbehörden die Anlage einer geraden Verbindungsstraße von Berlin zur Havel wünschten, da diese ungefähr 8 Kilometer kürzer wurde als die alte Landstraße über den Spandauer Bock und über Spandau. Die direkte Verbindungsstraße war nun bereits in der Bismarckstraße gegeben, da diese die geradlinige Fortsetzung der Charlottenburger- Chausse nach Westen bildete.
Die Folge dieser Erwägungen war, daß Kaiser Wilhelm II. von dem geplanten Unternehmen in Kenntnis gesetzt wurde und daß dieser den damaligen Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg, den jetzigen Reichskanzler von Bethjmann Hollweg, zu einem Bericht über die Bedeutung der geplanten Anlage für die Entwicklung des Verkehrs von Berlin nach dem Grunewald und dem Havellande veranlaßte. Durch diesen Bericht wurde der Kaiser lebhaft für den Plan interessiert und die beteiligten Kreise konnten mm einer schnellen Ausführung sicher sein. Die Staatsbehörden setzten zur Beratung aller auf das geplante Unternehmen bezüglichen Fragen, besonders der fiskalischen Beteiligung, einen Ausschuß von Vertretern der zuständigen Ministerien ein, der zu seinen Beratungen auch den Oberpräsidenten und den Regierungspräsidenten zuzog.
Selbstverständlich verhehlte man sich in den maßgebenden Kreisen nicht, daß die Ausführung des geplanten Unternehmens große Ausgaben erfordern würde. Deshalb mußten die beteiligten Gemeinden und Behörden für den Plan gewonnen und zur Übernahme eines Teiles der Kosten herangezogen werden. In Frage kamen die Städte Charlottenburg und Spandau, die Ortschaften Pichelsdorf und Staaken, der Forstfiskus und die Kreise Teltow und Osthavelland.
Die Vorteile des Unternehmens lagen auf der Hand. Durch die geplante Heerstraße erhielten die genannten Orte eine bessere und kürzere Verbindung unter einander und mit Berlin, außerdem war den Gemeinden Gelegenheit zur Ausnutzung und Bebauung brachliegender Ländereien geboten und hierdurch und durch die bessere Verbindung mußte der Wert des an der Heerstraße liegenden Geländes erheblich steigen.
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