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14. (11. anßerordentl.) Versammlung 1 des XIX. Vereinsjahres.
In Charlottenburg war man nicht abgeneigt, das Unternehmen zu unterstützen, doch scheute man anfangs die hohen Kosten. Die Bismarckstraße, die 26 bezw. 30 m breit war, sollte nach den Voranschlägen auf 50 m verbreitert werden, es mußten also sämtliche Grundstücke auf einer Straßenseite vom Magistrat angekauft werden, ferner war es nötig, das Charlottenburger Schützenhaus, sowie verschiedene Ländereien hinter diesem und auf dem Spandauer Berge nach Westend hin käuflich zu erwerben. Da aber die Regierung, der-an der Ausführung des Planes viel lag (Schreiben des Regierungspräsidenten vom 18. Mai 1899) großes Entgegenkommen zeigte und bereit war, militär- und forstfiskalisches Gelände zwischen der Ringbahn und der Spandauer Anschlußbahn, so beim Garnisonlazarett, am Spandauer Bock und in der Jungfernheide, der Stadt Charlottenburg zum billigem Preise zu überlassen, und dieser die großstädtische Bebauung von Neu-Westend, sowie die Enteignung der Grundstücke zur Verbreiterung der Bismarckstraße zugestand, falls ein freihändiger Erwerb nicht möglich wäre, und da die Deutsche Bank, die als Besitzerin umfangreicher Ländereien bei Westend und als Gründerin von Neu-Westend stark interessiert war, ferner die Straßenbahn-Gesellschaft und die Gesellschaft für Hoch- und Untergrundbahnen sich bereit erklärten, einen Teil der auf die Stadt entfallenden Kosten zu tragen, so entschloß sich der Charlottenburger Magistrat das Unternehmen zu unterstützen. Im Mai 1902 ging der Stadtverordneten-Versammlung eine Vorlage zu, in der zur Verbreiterung der Bismarckstraße und zur Anlage der Döberitzer Heerstraße auf Charlottenburger Gebiet eine Anleihe von 10 Millionen Mark gefordert wurde, die zum Teil durch den Verkauf von Grundstücken in der Bismarckstraße und durch die Umsatzsteuer aus Grundstücksverkäufen in Neu-Westend gedeckt werden sollte, und am 14. Mai schloß die Stadtverordneten-Versammlung sich dem Anträge des Magistrats an. Hierdurch war die Anlage der Heerstraße vom „Knie“ bis zum jetzigen Reichskanzler-Platz am Anfang des Grunewalds gesichert*)
Die Ausgestaltung der Heerstraße durch den Grunewald bis zur Havel übernahm der Forstfiskus, der sich auch zur Überlassung der zur Verbreiterung nötigen Waldstreifen bereit erklärte. Die Chaussee nach Pichelsberg war bereits vorhanden, sie konnte bis ziemlich zur Försterei benutzt werden. Von hier bis zum Stößensee mußte die Heerstraße neu angelegt und dann über den See nach dem Picheiswerder fortgeführt werden. Außerdem war der Bau einer festen Brücke über die Bahn von Charlottenburg nach Spandau erforderlich.
In die Kosten des Baues der zweiten Brücke vom Picheiswerder über die Havel nach Pichelsdorf wollten sich der Kreis Teltow und der
*) In Anlehnung an diese Beschlüsse setzte Her eher (s. oben) seine Ansicht über die Verbreiterung der Bismarckstraße und ihre Fortführung in No. 68 des „Centralblatts der Banverwaltung“ (vom 27. August 1902) nochmals auseinander.