Heft 
(1911) 19
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14. (11. außerordentl.) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

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Forstfiskus teilen; der Kreis übernahm schließlich 750 000 Mark, der Fiskus 450 000 Mark. Die Kosten der Weiterführung der Heerstraße von Pichelsdorf bis zur Hamburger Chaussee bei Staaken trugen der Kreis Osthavelland, die Gemeinden Pichelsdorf und Staaken und die Stadt Spandau.

Die Verhandlungen der Regierung mit Spandau nahmen längere Zeit in Anspruch, da die Spandauer Stadträter die hohen Kosten scheuten und nicht einsehen konnten, daß die Anlage der Heerstraße ihrer Stadt Vorteile bringen würde, weil sie diese nur an der südwestlichen Grenze berührt und den Durchgangsverkehr zwischen Berlin und dem Havellande ablenken wird. Erst dem Entgegenkommen der Militärbehörden, die eine teilweise Aufhebung der Rayonbeschränkung und die Schleifung der Festungswerke in Aussicht stellten, gelang es, die Stadtverwaltung geneigter zu stimmen, und schließlich erklärte sich im Januar 1907 die Stadtver- ordneten-Versammlung bereit, zum Ausbau der Döberitzer Heerstraße auf Spandauer Gebiet 1 1 / i bis 2 Millionen Mark zu bewilligen, unter der Voraussetzung, daß der Militärfiskus seine Zusage erfülle und die Kosten nach und nach von den Anliegern wieder eingezogen werden könnten. Auch die Gemeinde Staaken wußte vom Militärfiskus die Zusage einer teilweisen Aufhebung der Rayonbeschränkung zu erlangen und erklärte sich schließlich zur Übernahme der Kosten in Höhe von 30 000 Mark be­reit. Die Gemeinde Pichelsdorf beteiligte sich mit 10 000 Mark an den Kosten zum Ausbau der Heerstraße auf ihrem Gebiet.

Die Ausführung des gewaltigen Plaus einer Heerstraße von Berlin über Charlottenburg und Pichelsdorf nach dem Döberitzer Truppen-Übungs- platz war nun gesichert, nur über die Führung der Heerstraße selbst war man sich bis zum Jahre 1907 noch nicht einig. Bis zum Pich eis- werder lag die Führung der Straße fest: sie sollte vomKnie in Charlottenburg durch die verbreiterte Bismarckstraße zum Schützenhaus und dann über die Ringbahn und am Lazarett vorbei über die Höhe von Westend zur Picheisberger Chaussee geleitet werden und diese bis zur Försterei Pichelsberg benutzen, worauf die Anschlußstrecke bis zum Stößensee fortgeführt werden mußte. Über die weitere Führung wurden im Laufe der Jahre verschiedene Pläne gefaßt. Nach dem ursprünglichen Entwurf sollte die Heerstraße den Stößensee, die Südspitze des Pichels- werders, das Gemünde der Havel und die Scharfe Lanke südlich von Pichelsdorf überschreiten und dann an Karolinenhöhe und Seeburg vorüber nach dem südlichen Abschnitt des Döberitznr Übungsplatzes geleitet werden. Bei dieser Linienführung, die allerdings eine schnurgerade Richtung nach Westen bot, waren aber die breiten Wasserflächen des Stößensees (250 m) und der Scharfen Lanke (400 m) zu überbrücken und der Steilrand des hohen Havellandes bei Karolinenhöhe zu durchbrechen, was beträchtliche Schwierigkeiten darbot und erhebliche Kosten verursacht haben würde.