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14. (11. anßerordentl.) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
Man ließ deshalb diesen Plan bald fallen und wählte vom Picheiswerder aus eine nördliche Richtung., Von der Südspitze des Werders wollte man nach Norden abbiegen, die Havel bei Pichelsdorf überschreiten und die Heerstraße durch diese Ortschaft und die Wilhelmsvorstadt von Spandau nach Staaken führen, worauf man dann eine südwestliche Richtung nach dem Übungsplatz einzuschlagen gedachte. Diese Linienführung erschien aber bald der verschiedenen Knickungen wegen ungneignet. Die Bauleiter ließen auch diesen Plan fallen und wählten nun die jetzt zur Ausführung gelangte Straße, die den Stößensee auf einem Erddamm überschreitet, mitten durch den Picheiswerder nach Pichelsdorf führt und von hier in nordwestlicher Richtung an der Trainkaserne in der Wilhelmsstadt vorbei über Amalienhof am Hahneberg entlang zum Chausseehause bei Staaken geht, wo sie beim Kilometerstein 20 in die Hamburger Chaussee mündet, die nun weiter über Dallgow nach dem Lager des Übungsplatzes benutzt wird.
Mit dem Bau der Heerstraße wurde auf Charlottenburger Gebiet bereits im Jahre 1908 begonnen. Um die Bismarckstraße auf 50 m zu verbreitern, kaufte der Charlottenburger Magistrat die Grundstücke auf der Südseite der Straße an und benutzte das Gelände zur Hälfte als Straßenland, während die andere Hälfte zur Bebauung bestimmt wurde. Die Nordseite der Bismarckstraße blieb unverändert. Bis zum Sophie Charlotte-Platz bot die Anlage der Heerstraße, die hier als Prachtstraße ausgestaltet wurde, keine Schwierigkeiten, diese begannen erst hinter dem Platz. Hier zog sich von Nordosten nach Südwesten die Mulde eines früheren Wasserlaufs hin, die ausgefüllt und bis zur Hochfläche des Spandauer Berges angehöht werden mußte. Zu dieser Ausgleichung des Geländes war im Zuge der Heerstraße eine Aufschüttung von 4 m bis zu 6 m notwendig, wozu das Material von den Höhen am Lietzensee und vom Spandauer Bock auf Feldbahnen herangeschafft wurde. Der Bau dieser Strecke hat gewaltige Erdarbeiten erfordert und das Stadtbild ganz erheblich verändert. Die tiefgelegene Ringbahn wurde auf einer massiven Brücke überschritten und das Gelände der Höhe von Westend bis zum Reichskanzler-Platz dem Straßenzuge entsprechend abgetragen. Gleichzeitig mit dem Straßenbau wurde die Untergrundbahn angelegt, die vom „Knie“ durch die Bismarckstraße und den Kaiserdamm zum Reichskanzler-Platz und weiter zum Spandauer Bock führen sollte. Vom Reichskanzler-Platz wurde die Heerstraße durch das Gebiet von Neu-Westend bis zur Bahnstrecke Charlottenburg—Spandau geführt, wo sie in die Picheisberger Chaussee überging. Trotz der umfangreichen Erdarbeiten wurde die Anlage verhältnismäßig schnell fertiggestellt, bereits im Jahre 1908 war sie bis zum Reichskanzler-Platz befahrbar.
Über die Spandauer Bahnstrecke mußte im Zuge der Heerstraße bei dem jetzigen Bahnhof „Heerstraße“ eine massive Brücke gebaut und