Heft 
(1911) 19
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14. (11. außerordentl.) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

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jenseits der Bahn die Chaussee nach Pichelsberg von 15 auf 50 m verbreitert werden. Diese Arbeiten führte der Forstfiskus aus, der auch für die Ausgleichung des Geländes im Grunewald, so bei den Sau­suhlenschluchten, wo Aufschüttungen nötig waren, sorgte. Auch diese Erdarbeiten wurden verhältnismäßig schnell fertig gestellt, so daß die Heerstraße im Jahre 1909 bis zum sogenanntenFrühstücksplatz unweit der Försterei Pichelsberg benutzbar war.

Größere Schwierigkeiten bot die Fortführung der Straße von der Försterei bis zum Stößensee und die Überbrückung und Durchquerung dieses Sees bis zum Pichelswerder hinüber. Von der Försterei fiel das Gelände zum Teil ziemlich abschüssig zum Stößensee ab. Hier mußten umfangreiche Erdarbeiten und Aufschüttungen vorgenommen werden, zu denen das Material von den benachbarten Höhen des Grunewalds auf Feldbahnen herbeigeschafft wurde. Dann bereitete die Aufschüttung eines Erddammes durch den Stößensee zum Picheiswerder hinüber unge­ahnte Schwierigkeiten, auch der Bau des Viadukts für die Brücke von der Heerstraße zu dem 20 m hohen Damm nahm geraume Zeit in An­spruch. Von einer völligen Überbrückung hatte man der technischen Schwierigkeiten und der hohen Kosten wegen von vornherein abgesehen und beschlossen, durch den See einen 20 m hohen Erddamm aufzu­schütten. Nur eine Durchfahrt zwischen den beiden Hälften des Sees in einer Breite von 30 m sollte mit einer eisernen Brücke überspannt werden. Hätte man geahnt, welche außerordentlichen Schwierigkeiten sich der Auf­schüttung entgegenstellen würden, so hätte man sicher die Anlage einer vollständigen Brücke über den See dieser Aufschüttung vorgezogen. Durch Bohrungen war festgestellt worden, daß meterhoher Moorgrund den Seeboden bedeckte und daß erst in einer Tiefe von 35 m fester Boden war. Es galt nun den Moorboden zu festigen, und Tausende von Kubik­metern Erde und Sand wurden in den See geschüttet, aber es erforderte die Arbeit mehrerer Jahre, ehe es gelang, einen einigermaßen festen Unter­grund für die weitere Aufschüttung des Dammes zu schaffen. Der_ Moor­boden wurde durch den Druck der hineingeschütteten Erdmassen immer wieder nach beiden Seiten auseinander gepreßt, und zu wiederholten Malen versank der Damm, der schon den Wasserspiegel des Sees überragte, in die Tiefe, während der Moorboden zu beiden Seiten emporquoll. Oft sanken ganze Feldbahnzüge mit den darauf befindlichen Arbeitern und den Erdmassen in den See. Schließlich glückte es aber, den emporgequollenen Moorboden durch Rasen und durch Faschinen zu festigen und den Damm allmählich in die Höhe zu bringen. Nachdem dieser längere Zeit gelagert hatte und fest geworden war und wiederholte Belastungsproben seine Tragfähigkeit erwiesen hatten, konnte mit dem Bau der Eisenkonstruktion von dem auf der Picheisberger Seite ei richteten Viadukt nach dem Damm begonnen werden. Die Überführung war gegen Ende des Jahres 1909