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14. (11. außerordentl.) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
vollendet, und um die Mitte des Jahres 1910 konnte die Brücke über den Stößensee dem Verkehr übergeben werden.
Die Weiterführung der Heerstraße über den Picheiswerder ging glatt von statten, ebenso bot der Bau der Havelbrücke nach Pichelsdorf hinüber geringe Schwierigkeiten dar, nur Erhöhungen und Befestigungen der westlichen Uferseite waren erforderlich, und auch auf Pichelsdorf er und Spandauer Gebiet wurde die Heerstraße schnell weitergeführt, nachdem die Sumpfgebiete am Grimnitzsee, in der Börnicker Lake und am Upstall durch Erdschüttungen, die gegen 300 000 Mark Kosten erforderten, gefestigt waren. Die letzte Strecke der Heerstraße zwischen Amalienhof, Staaken und Dallgow ist noch im Bau und wird voraussichtlich im Laufe des Jahres 1911 vollendet werden.
Durch den Bau der Heerstraße sind mannigfache Veränderungen im Stadtbilde von Oharlottenburg und im Landschaftsbilde des Grunewalds und der Havelufer verursacht worden, die an einigen Stellen landschaftliche Schönheiten zerstört, an andern dagegen solche geschaffen haben.
Das Stadtbild von Charlottenburg ist durch die Anlage der Heerstraße entschieden vorteilhaft ausgestaltet worden. Nähert man sich vom Tiergarten her der Stadt, so erblickt man zunächst den 20 m hohen Monumentalbau der Charlottenburger Brücke, der von Prof. Bernhard Schade 1905 als Eingangstor zur Heerstraße entworfen, im Herbst 1908 vollendet und vom Bildhauer Heinrich Baucke mit den 3’/ 2 m hohen Standbildern des Königs Friedrich I. und der Königin Sophie Charlotte geschmückt wurde. Dann gelangt man durch die von alten Bäumen beschattete Berliner Straße, an dem langgestreckten Bau der Technischen Hochschule vorüber, zum „Knie“ und zur Bismarckstraße, die in ihrer neuen Gestalt eine wesentliche Verschönerung gegen früher erfahren hat. Sie ist auf 50 m verbreitert, durch Blumenbeete und Rasenstreifen zu einer Prachtstraße umgestaltet und mit einer Anzahl monumentaler Gebäude besetzt worden. Unter diesen verdienen Beachtung: das Schillertheater und die Geßnerschen Häuser an der Grolman- straße, die Kaiserhallen in der Nähe der Wilmersdorferstraße und die in Sandetein gehaltene Straßenfront zwischen Wilmersdorfer- und Fritsche- straße. Auch der Sophie Charlotte-Platz ist mit schönen Bauten besetzt und desgleichen der nun beginnende Kaiser dämm, auf dem das Polizeipräsidium und verschiedene Privathäuser die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. An der Ecke des Königswegs eröffnet sich ein prächtiger Blick auf den Lietzensee und seine mit schönen Anlagen gezierten Ufer, auf das Reichs-Militärgericht und den Lietzensee-Park. Auf einer künstlerich mit Kiefern- und Eichenlaub geschmückten Brücke überschreitet man die Ringbahn und gelangt an architektonisch schönen Bauten vorüber zu dem in herrlichem Blumenflor prangenden Reichskanzler-Platz, von dem sich ein prächtiger Blick auf die neuen Straßen-