Heft 
(1911) 19
Seite
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Fragekasten.

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Kinder wacker gegrault und sind mit der Rute wohl gestrichen worden und dennoch wurden es tapfere und stolze Herzen.

Nach diesem alten Brauch rate ich nun allen kleinen Angsthasen in meiner Heimat recht artig zu sein und dann am Nikolaustage, wie_auch am Epiphaniastage die Strümpfe geordnet am Bettpfosten aufzuhängen, das Schuhwerk wohl zu putzen und sorgsam vor dem Bett hinzustellen, darin dann am Morgen schöne Geschenke zu finden sind. Auch die Weihnaehts- puppen sollen am Epiphaniastage an das Fenster gestellt werden, auf die Straße sehen können, die herumziehende schwarze Frau und ihre Heimchen sehen es, freuen sich darüber und belohnen diese Aufmerksamkeit.

Der christlichen Tradition zufolge istBefana die Tochter des Königs Ilerodes, die sehr gut geartet war und amFenster stehenddiedrei Weisenausdem Morgenlande erwartete und ihnen artig den Weg zum neugeborenen Christ­kind wies.

Ein Stück Volksgeschichte liegt in diesem Umgang der schwarzen Frau verborgen, möge der Brauch erhalten bleiben und Freunde alter Sitte anregen darauf hinzuwirken, daß er veredelt und nicht lästig wird.

Soll es immer wieder heißen, die Germanen konnten mit ihrem Glauben und ihrerVolkskraft der ganzen Welt helfen; nun kennt dasUrsprungsland selbst nichts mehr von der alten Sitte, geändert kehrt sie zurück, wird uns lieb und wir müssen es uns gefallen lassen, von allen andern Völkern als Empfangende gescholten zu werden. Karl Wilke.

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M. N. Unterschied von Gneiss und Granit. Sie wundern sich, daß die von einem Stück des großen Markgrafensteins in den Rauenschen Bergen bei Fürstenwalde a. Spree stammende Vase vor dem Alten Museum, ebenso der intakte kleinere Markgrafenstein von Gneiß, nicht von Granit sind. Wegen der Unterscheidung kann ich nur auf eine treffliche Auskunft ver­weisen, welche der Bezirksgeologe Herr Dr. Max Koch in der Naturwissen­schaftlichen Wochenschrift vom Jahr 1888 No. 2 S. 14 wie folgt erteilt hat.

Granit und Gneiß sind ihrer mineralogischen Zusammensetzung nach idente Gesteine; beide führen die gleichen Gemengteile: Feldspat, Quarz, Glimmer, in einigen Abarten auch Hornblende und Augit als wesentliche, Apatit, Zirkon, Magneteisen, Cordierit, Granat usw. als unwesentliche oder zufällige Gemengteile. Nach -der Art des Glimmers und nach dem Vorhandensein von Hornblende und Augit gliedert man dieselben, den Granit in Biotitgranit, auch Granitit genannt, Muscovitgranit, Granit im engeren Sinne mit Biotit und Muscovit, Hornblende- und Augitgranit; dem ganz ent­sprechend den Gneiß in Biotit-, Muscovitgneiß, zweiglimmrigen Gneiß, Horn­blende und Augitgneiß. Die Unterschiede beider Gesteinsgruppen sind teils petrographische; durch die Anordnung der genannten Mineralien, also duich