Fragekasten.
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ich folgende der Voss. Z. vom März 1888 entnommene Notiz, welche sich mit der von Ihnen aufgeworfenen Frage der Schädlichkeit beschäftigt.
„Den von Fachleuteu geäußerten Bedenken gegen die Platane als Zierbaum in öffentlichen Anlagen, denen u a. in Nr. 123 dieser Zeitung Ausdruck gegeben wurde, tritt ein praktischer Botaniker, der Inspektor des Breslauer botanischen Gartens, Herr B. Stein, entgegen. Die Gefährlichkeit der Platane sei mindestens eine ebenso große Fabel wie der todbringende Duft des Upas- oder Manzanillobaumes. Wenn man behaupte, so sagt Herr Stein, daß im Hustenauswurf Spuren Vorgefundener Platanenhaare (Sternhaare der jungen Blätter) als Krankheitserreger entdeckt worden seien, so befinde man sich ganz gewiß auf dem Holzwege. Er sucht dies wie folgt zu beweisen: „Zunächst wirft die Platane nicht nur im Frühjahr, das heißt also bald nach dem Austreiben, welches bei uns zuletzt von allen Laubbäumen erfolgt, Sternbaare ab, sondern während des ganzen Sommers, ja im Sommer jedenfalls viel mehr, wenn der Wind die Blätter durcheinander oder an den Ästen reibt, oder andere Zufälligkeiten die dann viel leichter als im Frühjahr brüchige Haare los stoßen. Außerdem liefern die Platanen jedenfalls den allergeringsten Prozentsatz der in der Luft sich herumtreibenden Pflanzenhaare, ganz abgesehen von Mikroorganismen und Staubteilen. Sehr viele unserer Bäume sind an ihren jungen Trieben stark behaart, während späterhin Ast und Blätter kahl sind, man achte nur auf die Triebe der Apfelbäume der Roßkastanien, der Pappeln u. s. w. Welche Massen oft viel spitzerer Haare werden von diesen Bäumen abgestoßen, und welche noch viel größere Quantität Haare wird von Sträuchern und Stauden abgestoßen, welche anfänglich den Haarschutz an den Trieben besitzen und später kahles Blattwerk tragen. Aber die meisten dieser Haare, und in sehr hohem Grade diejenigen der Platane, sind relativ so schwer, daß sie direkt zu Boden sinken und nur bei sehr bewegter Luft sich so lange schwebend erhalten, daß wenigstens die Möglichkeit des Einatmens vorliegt. Aber selbst dann noch ist es im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß eine Mehrzahl dieser Haare über die Mundhöhle hinaus in die inneren Luftwege gerät und dort Reizzustände hervorruft. Es klingt ja sehr angenehm gruslicb, von diesen scharfen Spitzen harter Haare zu lesen, welche die Schleimhäute anbohren, in Wahrheit sind diese Spitzen aber der brüchigste Teil des ohnehin äußerst spröden, winzigen Härchen und meist längst abgebrochen, ehe das Haar in die Kehle gelangt. Nun könnte man dem Platanenhaare vielleicht der Sicherheit wegen einen speziellen bösartigen oder sagen wir giftigen Charakter zuschreiben, aber auch das trifft nicht zu, denn die Platane ist von der Wurzel bis zur letzten Haarspitze ein harmloser Gesell.“
In einem Aufsatz „Weiterer Beitrag zum Kapitel der Phytonosen“ von Dr. Friedrich Kanngiesser in der Naturwiss. Wochenschrift vom 26. Juni 1910 werden aber so viele Beispiele von Platanen-Schnupfen, Platanen-Katarrh und Platanen-Bindehautentzündung im April (also vor der Gräserblüte im Mai) angeführt, daß man an der Gefährlichkeit nicht, zweifeln kann, zum Glück ist sie subjektiv wie der Heufieberschnupfen (den Einen befällt die Krankheit, den Andern unter genau gleichen Bedingungen nicht). Darum aber, wie Sie meinen, die Pflanzung von Platanen zu verbieten, geht ent-