Heft 
(1913) 21
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Eduard Zache,

und mit der Eisenbahn 11 Pf. fürdas Tonnenkilometer. Die Verkehrs- steigernng auf den Wasserstraßen ist ermöglicht durch die Vergrößerung der Schiffe und die Beschleunigung der Fortbewegung, denn an die Stelle des Segelns und des Stakens ist das Schleppen durch Dampfer getreten. Die Vergrößerung der Schiffe wiederum erzwang den Ausbau der Wasserstraßen nach Breite und Tiefe sowie die Erweiterung der Schleusen. Im Westen gab es schon seit langer Zeit umfangreichere Schiffe als im Osten, denn ein Elbkahn hat z. B. eine Tragfähigkeit von 600 t bei einer Länge von 65 m und einer Breite von 8 m, wohin­gegen ein Finowkahn mit einer Tragfähigkeit bis zu 225 t eine Länge von 40 m und eine Breite von 5 m besitzt.

Von Westen ist daher auch der Ausbau der märkischen Wasser­straßen in Angriff genommen worden. Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde z. B. in Brandenburg a. II. eine massive Schleuse gebaut von 67 m Länge und 8 m Torbreite, und in Rathenow ist im Jahre 1901 die neue Schleuse mit 210 m nutzbarer Länge und 9,6 m Torweite eröffnet worden. Hierdurch war eine ausreichende Wasserstraße von Berliu nach Hamburg und Magdeburg hergestellt worden. Auch Breslau und Oberschlesien waren schon durch den Ausbau des Oder-Spree-Kanales in der Zeit von 18871891 mit Berlin durch eine leistungsfähige Wasserstraße verbunden worden, die aber in der jüngsten Zeit wiederum verbreitert wurde. Endlich hat Berlin selbst in der Miihlendainmschleuse mit 110 in Ijiinge und 9,6 m Breite eine nene Wasserstraße erhalten. Von den märkischen Wasserstraßen waren daher alle bis auf den Finowkanal in der jüngsten Zeit erheblich verbessert worden. Seine Schleusen hatten in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die letzte Erweiterung erfahren, wobei sie eine Kammerlänge von 41 m und eine Breite von 5,3 m erhalten hatten. Diese Zahlen lehren deutlich genug, daß die Leistungsfähigkeit des Kanales nicht mehr auf der Höhe war.

Die Anfänge der künstlichen Wasserstraßen in der Provinz liegen weit zurück, sie stammen schon aus einer Zeit, als die technischen Hilfsmittel noch dürftig waren. Deshalb mußte man sich damals auch eng an das Gelände anscbließen, und dies ist für die Anlage von Kanälen sehr günstig. Die Provinz ist eine Schollenlandschaft ersten Ranges, und ihre Bewohner sprechen daher von Bruch und Höhe. Die Entstehung der Landschaft ist meiner Auffassung nach zurück­zuführen auf Krustenbewegungen der Erde, die in vergangenen Zeiten durch Erdbeben hervorgerufen wurden. Bei diesen Ereignissen zerreißt die Erdrinde in Schollen und diese werden gegeneinander in mannig­facher Weise verschoben, d. h. ein Teil sinkt ein Stück in die Tiefe und ein anderer behält seine ursprüngliche Höhe bei. Natürlich wird bei diesen Störungen auch der innere Bau der Schollen beeinflußt, vor