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Bücherschau.
Arnold Zehnte: Germanische Götter- und Heldensage. 2. Auf!. Leipzig, G. Freytag. 1 ■.» 13. (2 M.)
In einer anschaulichen, klaren, straff gegliederten Darstellung führt uns der Verfasser in das heiß umstrittene Reich der Götter, Geister und Helden der Germanen. Unter Betonung des ethischen und nationalen Gehaltes wird das Fortleben der Sagen bis in die modernen Dichtungen hinein Richard Wagner, Gerhart Hauptmann u. a.) behandelt; eine Kürzung der nordischen Sagen, die in allzu großer, vielleicht unbewußter Anlehnung an die bahnbrechenden Forschungen von Uhland und Jak. Grimm dargelegt sind, hätte Raum gegeben für eine breitere Darstellung dieser Fortentwicklung. Zu bedauern ist, daß der Verfasser die historischen Sagen der späteren Zeit (Herzog Ernst, Heinrich der Löwe, Karl der Große) nicht behandelt hat, auch nicht das interessante Gebiet moderner Sagenbildung (Friedrich d. Gr., Bismarck) gestreift hat. Ebenso scheint mir die Ausscheidung der christlichen Sagen und der Artus-Gralsage mit ihrer eigentümlich-deutschen Fortbildung nicht gerechtfertigt. Die kurze Darstellung, die öfter das Problematische vieler Fragen verdeckt, wird bei der Lektüre in Schule und Haus ein nützliches Hilfsmittel sein, dessen Benutzung durch (Quellennachweise und Register erleichtert wird. Heinz.
J. Wütschkc: Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen. Berlin und München. R. Oldenburg. 1913. Br. 3,20, geh. 3,80 M.
Angeregt durch die Lehrpläne für höhere Mädchenschulen von 1908 hat der Herausgeber recht geschickt eine Reihe von geographischen Aufsätzen zusammengestcllt, die von tiefgründigen Erörterungen über die Abhängigkeit von Erde und Mensch bis zu einfachen Reiseschilderungen fast das ganze Gebiet der modernen Erdkunde umfassen. In einem Schlußwort gibt der Herausgeber einen Überblick über die wichtigsten geographischen Werke, ohne aber Nachschlagewerke statistischer und lexikalischer Art zu nennen. Vermißt habe ich einen Aufsatz über mathematische und astronomische Geographie und über Kartographie. Für verfehlt halte ich die Aufsätze von A. von Humboldt (Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse) und Ed. Sueß (vorpermische Gebirgszüge in Europa), weil beide in der vorliegenden Form an das Auffassungsvermögen der Schüler zu hohe Ansprüche stellen. Auch in einer Reihe anderer Abschnitte werden zu viele Kenntnisse vorausgesetzt wie über Tropenpflanzen u. a. Bilder, Karten und Anmerkungen sind zur Erläuterung hinzugefügt, wie es scheint, recht willkürlich. Da den Schülern wenig Hilfsmittel zur Verfügung stehen, müssen Erklärungen und Hinweise auf die modernen Forschungsergebnisse in den Anmerkungen mitgeteilt werden. Die Notwendigkeit zeigt sich besonders bei dem Aufsatz: „Die Ugandabahn in Britisch-Ostafrika", dessen Ergebnis, die Forderung einer Bahn im benachbarten deutschen Schutzgebiet, durch die Ereignisse überholt ist. Spezialkarten sind leider nur wenig beigefügt, obwohl bei einer