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13. (4. ordentliche; Versammlung des XXI. Verein*) ah re».
der Bezeichnung Neukölln anznfangen wissen. Denn aufgesucht wurde Rixdorf von jeher eigentlich fast nur von Geschäftsleuten und den untern, dort ihr Sonntagsvergnügeu in zahlreichen Lokalen suchenden Klassen Berlins.
Daß Rixdorf oder Neukölln eine eigenartige, moderne Großstadtbildung ist, die ihresgleichen nicht zum zweitenmal in Deutschland hat, dafür legt allein schon das beispiellose Anwachsen der Bevölkerung vollgültig Zeugnis ab. Die Bewohnerzahl der Bevölkerung betrug rund: 1840 : 000; 1880: 19 000; 1893 : 60 000; 1900: 90 000 u nd wird demnächst 250 000 erreichen. Bei der 153 513 Kinwohner ergebenden Volkszählung von 1905.ward ermittelt, daß Rixdorf mit 09 v. 11. die bedeutendste Zunahme unter allen deutschen Städten hatte, dagegen Berlin damals nur 8 und selbst das gewiß reiche Charlottenburg nur 27 v. 11. Bei der Einweihung des neuen Rathauses am 3. Dezember 1908 gab der Rixdorfer Magistrat eine Denkschrift heraus, in der es bescheidentlich heißt: „Diese rasche Vermehrung der Einwohnerzahl hat ihren Grund in der außerordentlich günstigen Lage Rixdorfs zu Berlin. Von allen Vororten reckt sich das Stadtgebiet mit seinen beiden nördlichen Ausläufern, der Hasenheide und dem Kottbuser Damm, die beide mit einer Straßenbreite zu Berlin gehören, am weitesten dem Zentrum der Reichshauptstadt entgegen. Die leichte Erreichbarkeit des industriellen Ostens und der großen Berliner Zentralbehörden macht es als Wohnsitz besonders geeignet für Leute des Mittelstandes, den Beamten, den Handwerker und für den Arbeiter.“ — Wir werden sehen, daß aber auch noch andere wichtige Faktoren zum Aufblühen beigetragen haben.
Unter diesen außerordentlichen Umständen ist es lohnend und reizvoll, einen Blick auf die „Urgeschichte“ Alt-Rixdorfs zu werfen. Der Johanniterorden als Nachfolger der verpönten Templer besaß wohl schon im 13. Jahrhundert die Umgegend: Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Richardsdorf. Der Namo wird vermutungsweise mit einem der beiden englischen Heiligen namens Richard in Verbindung gebracht, am geeignetsten St. Richard, König der Angelsachsen, einem Freund des hl. Bonifaz, oder, außer diesen, mit einem dritten Richard, dem heldenhaften Löwenherz, einem Freunde des Templerordens. Erwähnt wird unter diesem Namen zuerst ein bloßer Hof, und dieser wird laut Urkunde des Statthalters der Mark Brandenburg vom 26. Juni 1360 in ein Dorf mit 25 Hufen, jede zu 10 Morgen Landes, umgewandelt.
Demnächst entspannen sich häufig Grenzstreitigkeiten mit den Johanniterrittern, die sogar die Städte Kölln und Berlin, wiewohl vergeblich, zu überrumpeln versuchten. Wenige Wochen später, am 23. September 1435, verkaufte der Orden die Güter Mariendorf, Marienfelde und Rixdorf an die zwei Städte Berlin und Kölln für 2439 Schock